Leserbrief zum Artikel Schon gelaufen: Nachschlag: Schicke Leute in Schwarz
vom 10.01.2018:
An den Pranger gestellt
Bei der »Me too«-Debatte amüsiert mich die Gegenbewegung, die jetzt langsam laut wird, vor allem, wer da jetzt mehr Differenzierung einfordert. Auch die Argumentation, dass die Kampagne heuchlerisch sei, und mit was das begründet wird, lässt staunen. So lese ich immer wieder, die Schauspielerinnen hätten sich trotz schwarzer Garderobe sexy und figurbetont gekleidet. Ja, warum auch nicht? Ist körperbetonte Kleidung ein Freibrief für Sexismus? Das sind doch sonst immer Argumente von Salafisten (...). Viele von denen, die sich nach der traurig legendären Silvesternacht von Köln als Retter der gefährdeten Frauen aufspielten und Gleichberechtigung sowie die sexuelle Selbstbestimmung der Damenwelt anpriesen, fühlen sich jetzt, wo die Debatte bei den Privilegierten angekommen ist, an den Pranger gestellt. Warum eigentlich? Vielleicht, weil vor der eigenen Haustür kehren immer schwieriger ist als mit dem Finger auf andere zu zeigen!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 17.01.2018.