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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Libyen-Krieg: Westliche Politik der Zerstörung vom 17.08.2017:

Sechs Jahre zu spät

Es ist sehr schön, mal wieder in meiner Tageszeitung einen inhaltsvollen und analytischen Artikel zu lesen. Leider aber eben sechs Jahre zu spät. Keine Publikation der deutschen Linken hat es seinerzeit gewagt, die wahren Gründe für die Dämonisierung des libyschen Staatschefs Muammar Al-Ghaddafi zu benennen (anders als etwa im Fall Kuba). Dabei ist es keine Frage, dass Ghaddafi kein Sozialist war, sondern ein bürgerlicher Revolutionär.
Ich konnte dort Anfang des Jahrtausends einen Staat erleben, der bewies, dass bürgerliche Ideale und Islam keinen Widerspruch darstellen. Einen Staat, der in weiten Teilen moderner war als so manches, was wir heute noch in Europa finden.
Allerdings fehlt in dem Artikel ein wesentlicher Aspekt. Es war 2011 absehbar, dass sich die politischen Verhältnisse in Russland normalisieren würden und damit eine militärische Intervention in Afrika erschwert würde. Unter diesem Gesichtspunkt war seinerzeit Eile geboten. Auch einer US-Außenministerin Clinton war klar, dass sich ein Regimewechsel innerhalb dieses Zeitfensters nicht durchführen ließ, aber (...) eine Zerstörung Libyens war erreichbar und wurde erreicht. Und damit ein erfolgreicher Schlag gegen sämtliche bürgerlichen Bewegungen in Afrika. Dies verweist auf eine alte deutsch-polnische Revolutionärin, die schon vor 100 Jahren beobachtete, dass die größten Feinde der alten kapitalistischen Gesellschaften die aufstrebenden bürgerlichen sind.
Toledo