Leserbrief zum Artikel USA: Gegenwind für Trump
vom 30.01.2017:
Unzulässige Personalisierung
Muss es wirklich sein, auf die Anti-Trump Kampagne (…) aufzuspringen? Schon die personalisierende Zuspitzung ist grundfalsch. Ein US-Präsident entstammt selbst den herrschenden Eliten – sprich »Familien« – oder hat zu spuren, sollte er ein Homo novus sein. Offensichtlich gibt es erhebliche Friktionen innerhalb dieser Kreise (…). Die (…) äußerst aggressive neoliberale bzw. neokonservative Spielart imperialistischer Politik aber ist nicht umstritten. (…) Muss ein jW-Autor wirklich darauf hinweisen, dass es auch »kritische Äußerungen (…) etwa von der deutschen (…) Regierung« gab? Ja, warum (…) diese »Kritik«? Worum geht es hinter den Kulissen? Um die Frage, ob und wer legal in die USA einreisen darf? Angesichts der Flüchtlingspolitik der EU sind die aktuellen Maßnahmen der US-Regierung von eher symbolischer Natur, was nicht heißt, dass sie nicht Teil von Faschisierungsprozessen in den USA sind. Die laufen aber schon viel länger, forciert seit 2001. (…) Mellenthin glaubt zu wissen, dass mit Trump im Weißen Haus erstmals jemand deutlich erkennbare Anzeichen von Größenwahn zeige. (…) Der »Cäsarenwahn« als Movens der Geschichte? (…) »Liberal« ist, seit 2001 rund 100 Milliarden Dollar in Grenzbefestigungen gesteckt zu haben, die die Menschen gezielt in die Wüste leiten, wo sie wahlweise abgeknallt werden oder elend verrecken. Die wenigen, die durchkommen, als rechtlose Hausangestelle mit Hungerlöhnen zu »beschäftigen«, sexuell oft genug auszubeuten und irgendwann als »Illegale« wieder loszuwerden, nennt sich dann »Freizügigkeit«. Mittels der Trump-Fixierung werden wir alle die NATO und die »liberale Weltordnung« (…) noch schätzen lernen. (…)
Veröffentlicht in der jungen Welt am 06.02.2017.