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Leserbrief zum Artikel »Das ist ein recht bizarrer Vorgang« vom 10.09.2009:

Akademie als Spiel

Mit Bedauern habe ich von Herrn Scharenbergs Situation gelesen - mit Bedauern, aber bestimmt nicht mit Verwunderung. Denn die deutsche Hochschullandschaft stellt sich trotz Vorspiegelungen großer humanistischer Ideale und tiefempfundenem Quasimarxismus ganz klar als hierarchisch strukturiertes Feld dar, in dem nur nach oben kommt, wer sich an die Spielregeln hält. Die Spielregeln werden von den machtvolleren Spielern im Feld festgelegt und ändern sich nur wenig. Der Hauptexistenzgrund des Feldes ist Machterhalt.

Anders ausgedrückt, die deutsche Hochschule ist ein konservatives Feld, wie Herr Scharenberg ja am eigenen Leib erfahren hat, und zwar konservativ auch im Sinne von gewissen Anstandsmaßregeln. Wie beim (Land-, Hoch- oder sonstwas) Adel werden im Hochschulwesen gepflegtes Auftreten, eine saubere Sprache usw erwartet. Daher eben der Umstand, dass "Protest und Widerstand innerhalb der Institution Universität keine Sympathie auslösen". Voran kommt nämlich der, der durch sein gekonntes Agieren der Führungsschicht zeigen kann, dass er die Spielregeln kennt und das sein oberstes Ziel auch das der Führungsriege ist, nämlich: das Feld so am Leben zu erhalten, wie es ist.

Das ist natürlich alles ausgemachter Unfug, aber so scheint es sich tatsächlich zu verhalten. Pierre Bourdieu hat in seinem kultursoziologischen Werk mehr darüber zu sagen.

Für mich als Jungakademikerin steht fest, dass ich es nicht weit bringen werden in der Uni-Hierarchie, denn ich werde nicht meine Seele beschmutzen, nur um ein paar Kröten mehr zu verdienen und das Ansehen von irgendwelchen Leuten noch dazu. Lieber Seelenfriede und gutes Unterrichten - und Forschen und Bücher nebenher schreiben, wie Herr S. es auch macht.
Antje Bednarek