Ein Radiosender als Erinnerungsort
Von Pierre Deason-TomoryIm Zuge einer Revolution ist es nützlich, einen Radiosender zu besetzen. Noch besser ist es, bereits vor der Revolution im Äther vertreten zu sein, beziehungsweise dort, wo das revolutionäre Subjekt dieser Zeit anzutreffen ist, im Internet. Die junge Welt streamt deshalb Veranstaltungen der XXVIII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz 2023 am 14. Januar auf ihrer Homepage. Um auch Menschen zu erreichen, die noch nichts von dieser Tagungsreihe wissen, haben die Tageszeitung und der Verlag 8. Mai eine Medienpartnerschaft mit einem freien Internetsender vereinbart, der so klingt, wie er heißt: ddreins.de.
Das Programm von ddreins.de konzentriert sich auf Musik, die bis 1990 in der DDR beliebt war, und Informationen, deren Verbreitung heute eher unliebsam ist. Gegründet wurde der Sender am 7. Oktober vor zweieinhalb Jahren, veranstaltet wird das Programm vom Freundeskreis Radio Marabu e. V., einem deutschlandweiten Netzwerk ehrenamtlicher Radioverrückter. Etwa 15 bis 20 Mitarbeiter tragen täglich zum 24-Stunden-Programm bei, darunter alte Bekannte wie Regina Thoss und Jürgen Eger mit eigenen Musiksendungen. Richtig historisch wird es jeden Nachmittag um 15 Uhr, wenn Chris Mainfield in Fortsetzung die »Geschichte des Rundfunks der DDR« präsentiert.
»ddreins.de ist ein Radio als Erinnerungsort«, so Marcel Fischer, der für das Programm verantwortlich ist, gegenüber dieser Zeitung. Er baut darauf, dass die Hörer die eigenen Erinnerungen mit dem Sender teilen, und bittet sie um Zusendungen von Originalmaterial: »Wer noch Seltenes auf dem Dachboden hat – Mitschnitte, Musik, Jingles – kann sich an ddreins@web.de wenden. Wir freuen uns über jeden Beitrag.«
Über die Senderwebseite und natürlich auch über jungewelt.de können Interessierte am 14. Januar den Stream von der Rosa-Luxemburg-Konferenz einschalten. Unter anderem diese Vorträge werden live übertragen: »Die Folgen der westlichen Kriegspolitik für arme Länder« von Aminata D. Traoré, oder »Entwicklungsmodell China. Wovor hat der Westen Angst?« von Wen Tiejun. Um 18.30 Uhr beginnt dann die Podiumsdiskussion zum Thema »Kämpfen in der Krise – Der Krieg und die soziale Frage«. Es debattieren Christin Bernhold, Basisaktivistin aus Hamburg, Thilo Nicklas, Gewerkschafter (IG BAU), Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete Die Linke und Melina Deymann, Redaktion Wochenzeitung Unsere Zeit.
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