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An der Seite der kämpfenden Studenten

Kolumne von Mumia Abu-Jamal
Von Mumia Abu-Jamal
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Brüder, Schwestern, Genossen, Freunde. Ich grüße euch aus dem US-System der Masseninhaftierung. Heute geht es eher um Bildung der Massen, ein Prozess, an dem das City College, die Columbia- und die Emory-Uni und die University of California teilhaben. Es geht darum zu lernen, unter welcher Unterdrückung Gaza leidet.

Es ist wunderbar, dass ihr nicht schweigt und euch gegen die Unterdrückung wendet, die ihr mit euren eigenen Augen seht. Ihr seid Teil von etwas Großem und steht auf der richtigen Seite der Geschichte. Ihr seid gegen ein koloniales Siedlerregime, das den indigenen Menschen dieser Region ihr Land raubt. Ihr sagt, das ist falsch, und ich bitte euch eindringlich, weiter mit all eurer Kraft eure Stimme zu erheben gegen den Terrorismus, der den Gazastreifen verwüstet. Beugt euch nicht jenen, die euch zum Schweigen bringen wollen.

Es ist an der Zeit, euch jetzt, in diesem Moment, Gehör zu verschaffen und die ganze Welt zu aufzurütteln, damit die Menschen in Gaza, in Rafah, im Westjordanland, die Menschen in ganz Palästina eure Solidarität spüren können. (Beifall der Menge)

Ich bin ein Schüler des großen Frantz Fanon. Ich lese jeden Tag in seinen Werken und denke über seine Ideen nach. Was gerade in Gaza passiert, zeigt mir, dass die Menschen in Gaza heute »die Verdammten dieser Erde« sind. Sie kämpfen um Befreiung von der Besatzung, der sie seit Generationen unterworfen sind. Brüder und Schwestern, es reicht deshalb nicht aus, einen Waffenstillstand zu fordern. Fordert ein Ende der Besatzung! Stoppt die Besatzung! (Beifall. Die Menge skandiert: »Stoppt die Besatzung! Stoppt die Besatzung!«)

Macht das zu eurem Schlachtruf, denn das ist der Ruf der Geschichte, von der ihr alle ein Teil seid. Ihr seid Teil von etwas Edelmütigem, etwas Großartigem, das Seelen verändert, Leben und Geschichte verändert. Haltet diesen Moment fest, macht ihn größer, massiver, mächtiger. Lasst ihn bis zu den Sternen widerhallen. Ich bin begeistert von eurer Arbeit. Ich liebe und bewundere euch. On the Move!

(Beifall. »On the Move! Danke, Mumia!« Die Menge skandiert: »Brick by brick, wall by wall, Free Mumia Abu-Jamal! – Stein für Stein, Mauer für Mauer, Freiheit für Mumia Abu-­Jamal!«)

Übersetzung: Jürgen Heiser

Am Abend des 26. April 2024 konnte Mumia Abu-Jamal per Telefon über Lautsprecher zu Studierenden des inzwischen brutal von der Polizei geräumten »Free Palestine Camps« auf dem Gelände der City University of New York (CUNY) sprechen und die voranstehende Rede halten. Die Puertoricanerin und CUNY-Professorin Johanna Fernandez vom Bündnis »Bring Mumia Home« forderte anschließend dazu auf, Fragen zu stellen. Ein Student wollte wissen, was Abu-Jamal »als Experte, Praktiker und Revolutionär« zur »Krise des Journalismus« zu sagen habe. Dies sei »der Moment für unabhängigen Journalismus«, antwortete Abu-Jamal. Der Journalismus der Konzernmedien habe versagt, sei »eine Art Propaganda, eine Botschaft für die Mächtigen und keine Botschaft für die Armen und Unterdrückten«. Die Journalisten der Konzernmedien »verkaufen Seife, unabhängige Journalisten indes sagen die Wahrheit, weil sie frei sind«. Deshalb sei er selbst früher »von jedem Radiosender, bei dem ich gearbeitet habe, gefeuert worden (lacht), weil ich mich geweigert habe, den Mund zu halten und das zu sagen, was sie hören wollten«.

Abschließende Frage aus der Menge, was er »den 10.000 palästinensischen politischen Gefangenen sagen möchte«? Mumia: »Ich und wir alle sind an eurer Seite.« Und dass alle palästinensischen politischen Gefangenen frei sein sollten. »Das Wichtigste: Palästina muss frei sein!« (Beifall) (jh)

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