Verdi fordert »Zukunftskonzept« für Galeria
Von David MaiwaldAngesichts der neu angekündigten Filialschließungen bei Galeria Karstadt-Kaufhof hat die Gewerkschaft Verdi ein »tragfähiges Zukunftskonzept« und Investitionen gefordert. Was die Beschäftigten der mittlerweile zum dritten Mal insolventen Warenhauskette auszuhalten hätten, »geht weit über das Maß des Erträglichen hinaus«, kritisierte Verdi-Vorstandsmitglied Silke Zimmer in einer Mitteilung am Sonnabend. Es entstehe erneut der Eindruck, dass die Galeria-Belegschaft wieder »zum Spielball eines Mietpokers« würde. Schließlich seien »die hohen und nicht mehr bezahlbaren Mieten« der Grund für den weiteren Kahlschlag.
Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hatte am Sonnabend bekanntgegeben, der Konzern werde bundesweit weitere 16 der noch verbliebenen 92 Filialen bis Ende August dichtmachen. Durch die Schließungen würden weitere 1.400 Beschäftigte des Konzerns ihren Job verlieren, etwa ein Drittel davon aus der Konzernzentrale in Essen. Der Unternehmenssitz werde in die Galeria-Filiale in der Düsseldorfer Innenstadt verlegt, berichtete dpa.
Für die von Entlassung betroffenen Kolleginnen und Kollegen habe das Management einen Interessenausgleich und einen Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat ausgehandelt, hieß es seitens der Konzernspitze. Demnach können die Beschäftigten für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende, Jürgen Ettl, sah in der Entwicklung »noch mal eine Chance für das Warenhaus«. Vor einigen Wochen sei »die Angst vor dem Szenario einer Abwicklung von Galeria« noch groß gewesen.
Das Stellenportal Indeed malte einigen der demnächst von Kündigungen betroffenen Beschäftigten eine rosige Zukunft: Jene aus dem Einzelhandel »dürften voraussichtlich schnell einen neuen Job finden«, befand eine »Arbeitsmarktexpertin« des Portals laut dpa. Schließlich sei die Nachfrage nach Fachkräften aus dieser Branche hoch. Den rund 450 ehemaligen Verwaltungskräften dürfte dagegen ein steiniger Weg bevorstehen, hier sei die Nachfrage zuletzt rückläufig.
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Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (29. April 2024 um 07:47 Uhr)Als vor vielen Jahrzehnten die ersten Kaufhäuser gegründet wurden, war dies ein Zukunftskonzept in der damaligen Zeit. Gut für die Kunden, die in einem Haus alles fanden, was sie brauchten und sich nicht die Hacken ablaufen mussten. Pech für Tante Emma und ihre Leidensgefährtinnen, die so ihre Kunden und deren Geld verloren. Mit welchem Zukunftskonzept hätte man die vielen kleinen Läden retten können? – Heute bekommen die Kaufhäuser, darunter Galeria Kaufhof, ähnliche Probleme, weil sie viele Kunden und deren Geld an den Online-Handel verlieren (warum wurde das nicht im Artikel angesprochen?). Die Verdi-Forderung nach einem »Zukunftskonzept für Galeria« ist leicht gestellt. Eine Teillösung, ebenfalls in den Online-Handel einzusteigen, gibt es bereits, siehe https://www.galeria.de. Aber das bringt den meisten Galeria-Beschäftigten nichts. Das Zeitalter der großen Kaufhäuser geht, leider, dem Ende zu.
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