4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Bravo, bitte!

Von Pierre Deason-Tomory
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Sound of Rebellion: Ma Rainey singt im Chicago der 1920er

Die Theatermenschen brauchen den Beifall, um besser zu spielen; und dazu genügt auch der künstliche. Das Glücksgefühl, das mancher Darsteller zeigt, wenn ihm die applaudieren, die er dafür bezahlt hat, ist ein Beweis für seine Künstlerschaft. Kaum einer wäre ein großer Schauspieler geworden, wenn das Publikum ohne Hände auf die Welt gekommen wäre.« So schrieb einer, der Schauspieler werden wollte und zum Glück scheiterte, um statt dessen ein Karl Kraus zu werden. Das Zitat stammt aus einer Ausgabe seiner Zeitschrift Die Fackel und ist zu hören in den »Aphorismen von Karl Kraus«, die Ö 1 für kommenden Sonntag morgen angekündigt hat, eingesprochen von Burg- und Kammerschauspieler Nicholas Ofczarek (8.05 Uhr). Kraus wurde am 28. April vor 150 Jahren geboren, das erste Programm des Österreichischen Rundfunks würdigt ihn in dieser Woche mit genannter und zwei weiteren Sendungen: einer Lesung mit Cornelius Obonya aus »Dritte Walpurgisnacht«, einer Analyse des Beginns der Naziherrschaft in Deutschland (Fr., 11.05 Uhr) und einem Hörspiel nach dem Weltkriegsdrama »Die letzten Tage der Menschheit«, bearbeitet und dargeboten von Ofczareks Kammerschauspielerkollegen Erwin Steinhauer (Sa., 14 Uhr). Den Künstlern möge applaudieren, wer Hände hat. Auch künstlich.

Weitere Programmvorschläge: »Von der Gastarbeit zur Arbeitsmigration«, ein Zweiteiler über die Geschichte von Zuwanderung und Zugewanderten im postkrausen Österreich (Di. und Mi., 19.05 Uhr, Ö 1). »Blumen für Otello – Über die Verbrechen von Jena«, Hörspiel von Esther Dischereit, entstanden im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags, in einem »Land, in dem Schuld bei den Opfern« gesucht wird (DLF Kultur 2014, Mi., 22.03 Uhr). Ein verbotenes Lied, im Radio gespielt, sendete 1974 das Startsignal für die Nelkenrevolution, den Aufstand gegen das Faschistenregime in Portugal. In den »Musikpassagen« wird »Die politische Poesie von José Alfonso« versucht, dem Schöpfer des Revolutionsfanals »Grândola, Vila Morena« (Do., 20.03 Uhr, SWR Kultur). Ein Paket alter Notenblätter führt im Radiokrimi »Dachbodenfund« von Michael Stegemann zu Finderfreude, Brandstiftung und einem Todesfall (WDR 2010, Fr., 20.04 Uhr, WDR 3, Sa., 17.04 Uhr, WDR 5). Ein »Hörbild über den Kamienna-Prozess in Leipzig« hat Peter von Zahn (1913–2001) in der frühen Nachkriegszeit für das westdeutsche Radio abgeliefert, angeklagt waren Angestellte einer Munitionsfabrik, die Zwangsarbeiter zu Tode gefoltert hatten (NWDR 1949, Sa., 18.05 Uhr, DLF Kultur). Am Sonnabend abend läuft der originalverpackte Krimi »Worüber man nicht spricht (1/3)« von Sophie Sumburane (SWR 2024, Ursendung, 19.04 Uhr, SWR Kultur). »Berlin 1930« ist ein literarisches Mosaik, das der Däne Mogens Knudsen mit zeitgenössischen Texten u. a. von Alfred Döblin und Irmgard Keun gelegt hat, als Hörstück inszeniert hat es Herbert Brunar (HR 1960, So., 14.04 Uhr, HR 2 Kultur). Neueren Datums ist die Produktion »Die Perser« von Aischylos, übersetzt von Durs Grünbein und für den Hörfunk aufgeführt vom Ensemble der Münchner Kammerspiele (BR 2011, So., 15.05 Uhr, Bayern 2). Die Hamburger Staatsoper spielt am Sonntag abend zeitversetzt gesendet Mozarts »La Clemenza di Tito«, geleitet von Ádám Fischer (19.04 Uhr, NDR Kultur). Schließlich sei auf eine Doppelausgabe von »Round Midnight« hingewiesen, in der Peter Kempers jüngstes Buch »The Sound of Rebellion (1/2)« zur »politischen Ästhetik des Jazz« verarbeitet wird (Mo., 23.30 Uhr, NDR Kultur).

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