4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 25.04.2024, Seite 8 / Ansichten

Spezielle Konkurrenz

Tesla-Quartalszahlen
Von Jörg Kronauer
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Nach unten: Diese Richtung hatte man bei den Quartalsumsätzen von Tesla schon lange nicht mehr gesehen. Zuletzt hatte vor annähernd vier Jahren die Pandemie dem US-Elektroautohersteller einen Rückgang seiner Verkäufe eingebrockt. Dabei handelte es sich jedoch um ein fast die gesamte Industrie treffendes Phänomen in einer Ausnahmesituation. Seither ging es für Tesla beim Umsatz wieder, wie gehabt, nach oben, und die Zukunft sah verheißungsvoll aus: Für die Energiewende setzt schließlich alle Welt auf E-Autos – und der US-Konzern hatte bei ihnen die Nase vorn. So dachten viele.

Der Einbruch bei den Quartalszahlen trifft Tesla hart: minus neun Prozent beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, minus 8,5 Prozent bei der Zahl der verkauften Fahrzeuge, minus 55 Prozent beim Gewinn – das steckt auch ein Topkonzern nicht ohne weiteres weg. Dabei kam das »Desaster«, von dem US-Finanzexperten sprachen, nicht ganz aus heiterem Himmel. Zum einen schwächelt vielerorts der Markt für E-Autos, nicht zuletzt in den USA, dem Tesla-Heimatmarkt. Aufgrund der scharfen Konkurrenz war auch der US-Konzern zuletzt zu teils empfindlichen Preisnachlässen gezwungen; das drückt den Profit. Manche in der Branche sind zudem überzeugt, Tesla-Chef Elon Musk habe seinem Konzern mit ultrarechten Ausfällen keinen Gefallen getan: Wer etwa dem Faschisten Martin Sellner den Rücken stärke, schrecke halt so manchen Kunden ab.

Der Kernpunkt ist jedoch wohl ein anderer: Tesla verliert Marktanteile nicht an irgendwen, sondern an die chinesische Konkurrenz. Die hat inzwischen den Durchbruch in die Weltspitze geschafft; sie produziert kostengünstiger als alle anderen, und hat damit entscheidende Vorteile. Tesla verlor im Verlauf des vergangenen Jahres rund ein Drittel seines Anteils auf dem chinesischen Markt, und mit dem Beginn der chinesischen Elektroauto-Exportoffensive dürfte sich dies auf anderen Märkten wiederholen. Retten könnten die führende Stellung des US-Konzerns vorläufig vielleicht Strafzölle der EU auf die Einfuhr chinesischer E-Fahrzeuge und ein totales US-Importverbot. Das hälfe freilich nur auf den westlichen Märkten, deren Bedeutung mit dem Abstieg der transatlantischen Welt schrumpft.

Langfristig wird Teslas Umsatz und mit ihm sein Profit exakt von dem Land bedroht, dem der US-Konzern seine Erfolge verdankt: China war für ihn stets ein wichtiger Absatzmarkt; die Gigafactory in Shanghai ist nach wie vor seine mit Abstand bedeutendste Exportfabrik. Einen Konflikt mit Beijing kann sich Tesla nicht wirklich leisten; allerdings zwingt die Stärke der chinesischen Konkurrenz die Konzernführung dazu, Maßnahmen gegen China, Importverbote in den USA etwa, eigentlich zu befürworten. Die widersprüchliche Interessenlage, die zum Konflikt mit China treibt, damit aber einen zentralen Absatzmarkt gefährdet, teilt Tesla, nebenbei, mit der deutschen Elektroautokonkurrenz.

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