4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Ins Fäustchen gelacht

Von Gabriele Damtew
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Wer die Boxershorts anhat: Dynamo Dresden unterliegt Viktoria Köln mit 0:2 (Rudolf-Harbig-Stadion, 20.4.2024)

Weder Geld noch Perspektiven, dafür Herz und Charakter« lautete das Spruchband unterhalb der grafisch durchgestylten Choreo der Fankurve im fast ausverkauften Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion vor der Partie gegen Viktoria Köln. Da stellte sich so manche auf den ersten Blick die Frage, wer damit gemeint sei. Verein, Spieler, die Anhänger selbst? Nicht ganz ironiefrei wohl letztere. Denn von Beginn an hatte der Kölner Drittligist die Boxershorts an, agierte so angriffslustig, als hätte er den Geruch des angeschlagenen Gegners wahrgenommen, der sich zwar instinktiv aufbäumt, aber ohne Saft in den Muskeln zu haben. Und dem es an Charakter fehlt. Zwangsläufig endete die Partie in dem erwartet schlechten Trip für die Gastgeber mit 0:2. Köln feierte den Klassenerhalt, während die Dynamos ziemlich bedröppelt vom Platz schlichen und weiter mit immer größerem Abstand auf dem vierten Rang parken. Dynamos Trainer Markus Anfang wollte nach Abpfiff vor den Mikros des MDR die »Spieler in die Pflicht« nehmen. So was von absolut zu spät und selbst kritikunfähig.

Seit Sonntag ist es nun Gewissheit: Anfang muss vorzeitig in Urlaub gehen. Vier Spieltage vor Ultimo entschlossen sich Teile der Vereinsführung – Kommunikation und Finanzen, die jetzt anscheinend das Sagen haben – zur Trennung von ihm, mit dem noch kurz nach der Winterpause geplant war, am Saisonende den Aufstieg in die zweite Bundesliga zu feiern. Der Vorsprung von zehn Punkten sprach für sich. Die Spatzen hatten es schon länger vom Zwingerdach gepfiffen, dass es bei einem weiteren Nichtsieg (acht davon gab es in den letzten neun Spielen) mit dem Anstellungsverhältnis vorbei sein werde. Selbst »Die Unterklassen«, die nichts für Entlassungen übrig haben, wurden bereits ungeduldig, denn da passte offensichtlich nichts mehr zusammen. In den verbleibenden Spielen soll es nun eine Troika aus Motivatoren richten: Heiko Scholz (Sachsen-Trainer per se), U-19-Coach Willi Weiße sowie Dynamo- und Leverkusen-Legende Ulf Kirsten, dem nichts anderes zu tun bleibt, da Xabi Alonso bei Bayer 04 weitermacht.

Die Verfolger lachen sich derweil ins Fäustchen und liefern. Preußen Münster gewann 2:0 gegen den jederzeit unberechenbaren Tabellenletzten Freiburg II und sichert weiter Platz drei, der zur Relegation berechtigt. Rot-Weiss Essen besiegte auswärts Waldhof Mannheim mit 2:0 und liegt, genau wie Saarbrücken, mit noch einem Nachholspiel auf der Lauer. Spät am Sonntag gewann Aufsteiger Ulm 1:0 im Spitzenduell gegen Jahn Regensburg und hat beste Aussichten auf den Durchmarsch in die zweite Bundesliga, wie es in der letzten Saison Aufsteiger SV Elversberg vormachte; mit einem eingespielten, enthusiastischen Kader, wenigen Verstärkungen und einem unaufgeregten Trainer.

Im Keller der Tabelle geht es auch um Perspektive und Geld. Punkte müssen her. Normalerweise reichen vierzig für den Klassenerhalt. Diese Saison sind mindestens 47 Punkte nötig, so eng ist die Liga. Aber selbst beim Abstieg zeigen treue Fans Herz und Charakter. Ohne sie sind alle nichts.

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