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Der alte weise Mann

Von Gabriele Damtew
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Simon Fabio Stehle vom 1. FC Saarbrücken am Ball

Aus der Traum vom Finale in Berlin – der 1. FC Saarbrücken, Drittligist und Halbfinalist der Herzen, musste sich im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern, den Südwestrivalen aus der zweiten Bundesliga, mit 0:2 geschlagen geben. Es war wahrlich kein großes Pokalspektakel, wie es sich Freunde des gepflegten Fights erhofft hatten. Der alte weise Mann, Friedhelm Funkel, hatte seine Roten Teufel einfach clever eingestellt und dazu dem schon abgeschriebenen Almamy Touré sein Vertrauen geschenkt, das dieser mit einer Vorlage und dem zweiten Treffer einlöste. Saarbrücken kann sich bei aller Enttäuschung darüber freuen, die Ehre gehabt zu haben, gleich drei Bundesligisten in Folge (darunter Bayern München) aus dem Pokal zu schmeißen. Und natürlich über die Ausschüttungen der TV-Gelder in fünffacher Millionenhöhe, wovon sich der Verein was kaufen kann.

Spannend blieb die Frage, wie sich Saarbrücken nach seinen gescheiterten Hoffnungen im Pokal jetzt in der Liga präsentieren würde, in der bislang eher kleine Flammkuchen gebacken wurden. Für die Anhänger von Sonntagsgegner Dresden war das erneute Aufeinandertreffen nicht weniger nervenaufreibend, was nicht nur an der Negativbilanz der Dynamos gegen die Saarländer lag. Dresden scheint im freien Fall zu sein, was im normalen Leben schön Adrenalin ausschüttet. Fußball ist aber nicht normal, und fallen ist dort einfach nur gefährlich. Seit dem letzten Spieltag hat Dresden erstmals die Top drei verlassen. Von miesester Chancenverwertung war in der »Sportschau« die Rede (was in der »Tagesschau« über die politische Troika auch mal gesagt werden sollte). Aber Schluss mit lustig: Dresdens 35jähriger Kapitän Stefan Kutschke hat ob der »Misere« des Vereins (der Aufstieg steht auf dem Spiel) eine Morddrohung erhalten. Die auch auf Frau und Kind bezogen war. Welches hirnlose A… Sie können an dieser Stelle gern die Lücke füllen, liebe Leserschaft.

Kutschke lief natürlich auf. Das Spiel gestaltete sich für Dresden wegen der überraschenden Spielfreude Saarbrückens schwierig. Führung vor der Pause durch die Gäste. Das Problem der verpassten Chancen scheint systemisch zu sein. Markus Anfangs Spielsystem hat eine Halbserie sehr gut funktioniert. Hohe Flanken, Ecken oder Einwürfe sowie Freistöße in die Box zu Kutschke und Co. sind inzwischen zu vorhersehbar und der ausgeliehene Ahmet Arslan kann keine One-Man-Show ohne die Kreativen von früher bieten. In der zweiten Hälfte gelingt Simon Stehle der Doppelpack zum 3:0. Arslans Kopfball hilft dem eingewechselten Manuel Schäffler zum Anschluss, mehr nicht. Saarbrücken spielt sich frei und hat noch zwei Nachholspiele, während in Dresden die bittere Einsicht dominiert, dass Coach Anfang Antworten fehlen.

Regensburg hat sich bei verunsicherten Preußen aus Münster dagegen bewiesen und sich mit einer humorlosen 3:1 wieder an die Spitze lanciert. Ulm behielt in Halle (Saale) die Nerven und siegte 2:0, womit der zweite Aufstiegsplatz des Überfliegers vorerst gesichert ist. Aber was heißt schon »sicher« in Liga drei.

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