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Aus: Ausgabe vom 28.03.2024, Seite 6 / Ausland
Australien

Jugend weggesperrt

Australien: Radikale Maßnahme nach Gewalt
Von Ina Sembdner
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Die guten Plätze sind belegt: Indigene Jugendliche vertreiben sich die Zeit in Alice Springs (14.9.2023)

Zwei Wochen lang zwölf Stunden Ausgangssperre für unter 18jährige – das ist die Antwort der australischen Chefministerin des Northern Territory, Eva Lawler, auf einen Gewaltausbruch von rund 150 teils bewaffneten Personen am Dienstag. Die Rede ist von einer Fehde zwischen mehreren lokalen Familien, die in einer Schlägerei in einer Kneipe im Stadtzentrum von Alice Springs gipfelte. Die Polizei nahm fünf Personen fest und beschlagnahmte 50 Waffen.

Hintergrund ist der Tod eines Jugendlichen Anfang März, der mit acht weiteren Personen ein Auto gestohlen hatte, das sich während der Fluchtfahrt überschlug. Der 18jährige saß zu diesem Zeitpunkt auf dem Beifahrersitz, wie Aufnahmen von Überwachungskameras belegen. Sie zeigen auch, dass die Mitfahrenden den Sterbenden sich selbst überließen, was offenbar für den Gewaltausbruch im Anschluss an die Beerdigung am Dienstag ausschlaggebend war.

»In Alice Springs braucht man keine Angst zu haben, aber es gibt viele Schwarze auf den Straßen, einige von ihnen gelangweilt und betrunken. Die meisten sind Kinder. Arbeitslosigkeit, Ice (Crystal Meth, jW) und Alkohol sind Geißeln in unserer Gemeinde«, beschreibt der australische Autor Bruce Pascoe die Situation im Zentrum des Kontinents. Die Jugendkriminalität ist entsprechend hoch, ein Fünftel der Einwohner sind Indigene. Dem mit einer Ausgangssperre begegnen zu wollen, bezeichnet unter anderem Jared Sharp von der North Australian Aboriginal Justice Agency als Fehler. Er kritisierte gegenüber ABC Australia die »reflexartige Reaktion« und erklärte, dass die jungen Leute nicht einmal mitbekämen, dass eine Ausgangssperre in Kraft ist. »Und wenn sie zufällig nach 18 Uhr draußen sind (…), wird die Polizei (…) sie nach Hause oder an einen sicheren Ort bringen.«

Der Aktivist für Indigenenrechte Blair McFarland wies gegenüber dem Guardian darauf hin, dass vor allem gefährdete Jugendliche keinen sicheren Aufenthaltsort hätten. Die Obdachlosenrate ist im Northern Territory zwölfmal höher als im Landesdurchschnitt – 16,5 Prozent der unter 18jährigen sind ohne Wohnung.

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