4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
Aus: Ausgabe vom 25.04.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Sandinisten – nicht: »Sozialisten«

Zu jW vom 19.4.: »Die Iran-Contra-Affäre«

Die beiden Beiträge von Dominik Wetzel »Die Iran-Contra-Affäre« und »Champion des Völkerrechts« erhalten meinen Beifall. Sehr gut, wie er die damaligen Ereignisse reflektiert. Ich war zu dieser Zeit Berater bei der Frente Sandinista de Liberación Nacional (FSLN, Sandinistische Nationale Befreiungsfront) und meine, mir ein Urteil darüber bilden zu können.

Auf ein Detail möchte ich hinweisen, das eigentlich keins ist. Wetzel schreibt: »Mit den Sandinistas war der US-Regierung unter dem Republikaner Ronald Reagan eine sozialistische Regierung auf dem amerikanischen Kontinent ein Dorn im Auge.« Die damalige nicaraguanische Regierung war keine »sozialistische«, sondern eine sandinistische. In der ersten Regierungszeit der FSLN in den 1980er Jahren orientierte sie nicht auf den Sozialismus. Das begründeten die Mitglieder der Nationalleitung auf allen möglichen Veranstaltungen, wie zum Beispiel Víctor Tirado López in seiner Rede am 26. Februar 1983 auf der Nationalen Vollversammlung der Sandinistischen Gewerkschaften.

Die FSLN sprach in den 1980er Jahren wohl vom und über den Sozialismus. Das war der Tatsache geschuldet, dass sie die Sowjetunion und die sozialistische Staatengemeinschaft als ihre strategischen Verbündeten betrachtete. Deshalb war jedoch ihre Regierung nicht gleich sozialistisch. Eine Regierung wird auch nicht automatisch sozialistisch, nur weil die US-Administration sie als solche definiert.

In der Einleitung des politischen Programms von 2002 heißt es: »Die FSLN begründet ihr Programm auf dem historischen Erbe, das uns Augusto César Sandino hinterließ, und in den Postulaten des Sozialismus. (…) Die FSLN ist eine revolutionäre Partei, die den Sozialismus als eine plurale Komposition anstrebt.« Dieses Gesellschaftsmodell soll »christlich, sozialistisch und solidarisch« sein.

Wolfgang Herrmann, Dreesch

MK 500

Zu jW vom 13./14.4.: »›Das A und O beim Bauen ist eine realistische Planung‹«

Ein interessanter Bericht zu den Schwierigkeiten beim Bau des Friedrichstadt-Palasts, darüber, wie es trotz des Kostenrahmens sowie des angepeilten Termins möglich war, die Vorgaben einzuhalten. Der Vergleich zu den arroganten Wessis bezüglich komplexer Bauvorhaben, dass sie es nicht gemeistert bekamen, ist an Beispielen aufgeführt. Ein für mich aufschlussreicher Bericht! Prima!

Allerdings trübt Jürgen Ledderboge die Erinnerung, denn er meint, es hätte »drei« MK 500 in der DDR gegeben. Es gab nur einen! Einen MK 500-88 von Mitsui und Co., Tokio, für die DDR im November 1971. Entnommen der Lieferliste der Familie Gottwald. (…)

J. Lietzau, Düsseldorf

Keine Abschreckung

Zu jW vom 19.4.: »›Ausverkauf des Journalismus‹«

Ja, allzu »menschlich und sozial« geht der Verlag DuMont nicht mit seinen »Mitarbeitern« um. Nicht mit Druckern und jetzt auch nicht mit Redakteuren. Die Boykotte nach der Entlassung von 200 Druckereiarbeitern im vergangenen Herbst schreckten das Management offenbar nicht. An den Boykotten hatten sich unter anderem auch Kölner Künstler beteiligt.

Von manchen – wie Wolfgang Niedecken – hörte man aber auch nichts. Er erfreut sich der ungeteilten Aufmerksamkeit des Kölner Stadt-Anzeigers (DuMont) und des Expresses (DuMont). Für jede persönliche Kleinigkeit ist er mit einer halben oder einer ganzen Seite in diesen Zeitungen. Und wenn ein Bild dabei ist, so ist es in der Südstadt aufgenommen. Wo der Künstler seit vielen Jahren nicht mehr wohnt. Er lebt jetzt im Villenviertel Marienburg.

Bernd Kevesligeti, Köln

Menschen oder Monster

Zu jW vom 20./21.4.: »Hatz auf ›Spione‹ eröffnet«

In einem Märchen aus meiner Kindheit kam ein Satz vor, der bei mir immer ein Gruselgefühl auslöste. Es war, so meine Erinnerung, der Teufel, der sagte: »Ich rieche, rieche Menschenfleisch.« Falls Russen überhaupt noch als »Menschen« durchgehen, haben die Bundesinnenministerin und der Generalbundesanwalt Russenfleisch gerochen. Mag ja sein, dass die beiden Festgenommenen leibhaftige Spione sind, aber die Art und Weise, wie die Geschichte hochgejazzt wurde und wird, sollte stutzig machen.

Nancy Faeser spricht von einer »Agententätigkeit für Putins Verbrecherregime« und Jens Rommel zieht den Faden von einem der beiden zu einer ganz bestimmten »terroristischen Vereinigung« und meint damit die »Volksrepublik Donezk«, obwohl die EU sie nie als Terrorregime »geadelt« hat und sie ja mittlerweile auch zu Russland gehört. Und Annalena Baerbock bestellt gleich den russischen Botschafter ein. Dies, obwohl noch keine »gerichtsfesten« Beweise vorliegen. Man stelle sich vor, alle US-Botschafter seit 1945 wären wegen solcher oder ähnlicher Vermutungen von den Außenministerien aller Herren Länder sofort einbestellt worden. Wir sollten wissen: Sabotage, Spionage, Auftragsmorde gehören seit jeher zum bevorzugten Besteck US-imperialistischer Außenpolitik.

Hans Schoenefeldt, per E-Mail

Besser als Beikost

Zu jW vom 19.4.: »Kranke Babys, süßer Profit«

Ich denke, an dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass WHO und UNICEF empfehlen, Kleinkinder bis zu einem Alter von sechs Monaten ausschließlich zu stillen und sie bis zu einem Alter von mindestens zwei Jahren zusätzlich zur Beikost weiter zu stillen. Laut eines 2023er-Berichts der »World Breastfeeding Trends Initiative« (WBTI) beträgt die mittlere Stilldauer in Deutschland nur sechs Monate (Median). Der Anteil der Kleinkinder unter sechs Monaten, die ausschließlich gestillt werden, beträgt lediglich 12,5 Prozent. Der WBTI-Report stellt außerdem dar, dass der »Internationale Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten« (WHO-Code) in Deutschland in wesentlichen Teilen nicht umgesetzt wird, und führt unter anderem die Finanzierung von Bildungsangeboten durch Nestlé als Verstoß gegen den Code an.

Hannah Knaup, per E-Mail

Allzu »menschlich und sozial« geht DuMont nicht mit seinen »Mitarbeitern« um – zunächst nicht mit seinen Druckern … und nun auch nicht mit seinen Redakteuren.

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

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  • Leserbrief von Dr. med. Ralf Cüppers aus Flensburg (29. April 2024 um 00:29 Uhr)
    Flugblätter und Plakate mit der Überschrift »Nestlé tötet Babys« kenne ich schon seit meiner Schulzeit und habe sie auch verteilt. Ich habe noch nie ein Nestlè Produkt bewusst gekauft, so etwas kann man als gewissenhafter Mensch auch nicht tun. Selbstverständlich müssen Kinder gestillt werden, um gesund zu bleiben. Auch wer nicht stillen kann, braucht kein Milchpulver. Bereits während meines Zivildienstes im Kinderzentrum Pelzerhaken vor vierzig Jahren hatte ich die Eltern darin unterrichtet, wie sie aus handelsüblicher Kuhmilch, Leitungswasser, hochwertigen Pflanzenölen und Milchzucker den je nach Alter passenden Muttermilchersatz selbst herstellen können. Vitalstoffe in der Milch, die bei der Pulverisierung verloren gehen, bleiben erhalten und man spart sehr viel Geld dabei, selbst wenn die teuerste Bio-Milch gekauft würde.