4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 24.04.2024, Seite 10 / Feuilleton

Mannl, Banionis, Radeke

Von Jegor Jublimov
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Was soll das alles? Donatas Banionis in Tarkowskis Science-Fiction-Film »Solaris« (1972)

Den 120. Geburtstag verzeichnen wir am 25. April für den Dresdner Harald Mannl, der schon 1961 in München starb, der aber in den 50er Jahren im Film beider deutscher Staaten keine unwichtige Rolle spielte. Während Mannl in der BRD nur in Unterhaltungsfilmen auftrat, waren seine Rollen in Defa-Filmen doch differenzierter, etwa in dem zwischen DDR und BRD angesiedelten Spionagefilm »Geheimakten Solvay« (1952) von Martin Hellberg oder auch in dessen bayerischer Satire »Der Ochse von Kulm« (1954/55) zeigte er eine andere Farbe seines Könnens, die er auch 1955 als Regisseur des Lustspiels »Star mit fremden Federn« bewies, in dem Werner Peters in einer Doppelrolle glänzte. Schon zuvor war mit »Der Fall Dr. Wagner«, der zum fünften Gründungstag der DDR uraufgeführt wurde, sein vielleicht wichtigster Film entstanden. Mannl spielte die Titelrolle und führte Koregie in dem spannungsreichen Film, in dem erstmals die Abwerbung eines DDR-Wissenschaftlers in den Westen thematisiert wurde.

Im September vor zehn Jahren starb ein Schauspieler, der am 28. April vor 100 Jahren in Kaunas, der zweitgrößten Stadt seines Heimatlandes Litauen, geboren und ein weltweit gefeierter Schauspieler wurde. Donatas Banionis wurde 1968 mit dem Kundschafterfilm »Tote Saison« bekannt, filmte später auch in Italien und der DDR. Hier spielte er die Titelrollen in Konrad Wolfs »Goya« (1971) und Horst Seemanns »Beethoven« (1976). Zu seinem Goya schrieb Christiane Mückenberger: »Wenn der gefeierte Hofmaler eine ganze Nacht hindurch mit verzweifelter Verbissenheit, Zähigkeit, Freude am Kampf und einer guten Portion Eigensinn mit der Materie ringt, (…) dann spielt er nicht nur das Ergebnis eines Prozesses, sondern lässt den Zuschauer den ganzen Prozess miterleben.« Zwischen beiden Defa-Filmen lag 1972 der Klassiker »Solaris« von Andrej Tarkowski. Die Theaterarbeit, die er bis ins hohe Alter fortsetzte, machte es Banionis leicht, Rollen zu durchdenken und ihnen ihre Widersprüche zu entlocken.

In der Feuchtwanger-Adaption »Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis« (so der vollständige Titel) spielte Kurt Radeke den Velasco. Der gebürtige Pasewalker, der 2017 starb, wäre am Sonnabend 100 Jahre alt geworden. Nach dem Studium in Berlin spielte er in Eisenach, Greifswald und Schwerin, bevor er 1968 für ein Vierteljahrhundert ans Berliner Maxim-Gorki-Theater ging. Hier spielte er in Komödien und Gegenwartsstücken. Bemerkenswert sein Friedrich II. in »Die Preußen kommen« seines Mecklenburger Landsmanns Claus Hammel. Auch vor der Kamera agierte Radeke oft eindrucksvoll, auch hintergründig von »Spuk unterm Riesenrad« (1978) bis zum »Sommer vorm Balkon« (2005).

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