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Aus: Ausgabe vom 03.02.2024, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Thüringer Schnippelsuppe

Von Maxi Wunder

Roswitha liest ein Buch über Paläoanthropologie. Sie ist in die Betrachtung von fossilen menschlichen Schädeln vertieft. »Warum haben die eigentlich so eine fliehende Stirn, die Urmenschen? Und noch dazu ein fliehendes Kinn?« – »Das ist doch selbsterklärend«, meint Udo. »Wenn man ständig vor Säbelzahntigern fliehen muss, passt sich der Körper an, seine Teile werden aerodynamisch. Es geht um möglichst wenig Luftwiderstand beim Wegrennen.« –»Ah ja, deshalb auch die zugigen Löcher, da wo wir Nasen und Augen haben«, bemerkt Rossi zutreffend.

Ein paar hunderttausend Jahre später treten indes Stirn und Kinn selbstbewusst hervor. Der Mensch baut und nutzt jetzt Waffen, um sich zu schützen, vor allem gegen seinesgleichen von außerhalb, und hinter seiner steilen Stirn formen sich komische Wörter wie »Remigration«.

Stellt sich die Frage: Wohin sollen die Deutschen remigrieren? Woher kommen die eigentlich? »Aus dem Kaukasus«, meint Roswitha. »Die meisten Europäer kommen doch aus dem Kaukasus.« Das wäre eine Möglichkeit, auf dem Gebirge ist noch Platz. Aber da treffen sie womöglich auf Armenier, die sagen: »Wir waren zuerst hier!« Man muss sich also weiter zurückdenken. Von Charles Darwin lernen wir: Der Mensch als solcher stammt aus Afrika. Strittig ist nur, ob aus dem heutigen Marokko, Äthiopien, Kenia, Südafrika, Tschad, Malawi oder Botswana. Doch in jüngerer Zeit sind auch Kreta und das Allgäu im Gespräch als Heimat des ersten aufrecht gehenden Vormenschen. Und Knochen des ersten in Mittel- und Nordwesteuropa lebenden Homo sapiens wurden gar in der Ilsenhöhle in Thüringen gefunden. Sie belegen eine frühere Besiedlungsgeschichte des »neuen Bundeslandes« als bisher angenommen: Schon vor 45.000 Jahren verzehrten in der Höhle in Ranis Urthüringer nachweislich Wollnashörner, Pferde und Rentiere.

»Die Menschheit kommt aus Thüringen und aß Nashörner?« fragt Roswitha ungläubig. »Das erklärt einiges«, meint Udo. Leider haben sich die kulinarischen Gepflogenheiten der Region seit dem Jungpaläolithikum nur unwesentlich weiterentwickelt. In selbstgebauten Höhlen isst man heute.

Thüringer Schnippelsuppe

300 g geräucherte Schälrippchen in anderthalb Litern Salzwasser ansetzen und langsam zum Kochen bringen. Nach dem Abschäumen ein Lorbeerblatt und fünf Pimentkörner zugeben. Nach etwa 60 Minuten das Fleisch von den Knochen trennen und in Würfel schneiden. Die Brühe in einen anderen Topf seihen. In feine Scheiben geschnittene Karotten, Porree, Sellerie, Rosenkohl und Kartoffeln (je ca. 100 g) in die Brühe geben und auf kleiner Flamme etwa zehn Minuten garen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. In einer Pfanne etwas Öl erhitzen und eine in feine Würfel geschnittene mittelgroße Zwiebel darin glasig schwitzen. 150 g in dünne Scheiben geschnittene Wiener Würstchen kurz darin schwenken und alles zusammen in die Suppe geben. Ein Bund fein gehackte Petersilie und die Fleischwürfel dazu geben. Zwei in kleine Würfel geschnittene Toastbrotscheiben in etwas Butter anrösten. Die Suppe in tiefen Tellern anrichten und die krossen Brotwürfel darüber streuen.

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