Hugel, Dugel, Allesgleichheit
Von Wiglaf DrosteAls ich ein Kind war, kam einmal in der Woche der Bibliothekswagen durchs Dorf, ließ seine schrille Pingel lärmen und rief das kleine Völkchen der Leser zusammen. Das in der Woche zuvor Ausgelesene wurde gegen neue Schore getauscht, und die Zeit, bis der Eismann des Geistes wiederkam, war gerettet.
Die Buchhandlungen, die ich später besuchte, boten mehr Platz und Angebot als ein Bücher-Bulli, und es gab sogar Buchhändler, die gelesen hatten, worüber sie auf Nachfrage unfallfrei sprachen.
Selbstverständlich ist Buchhandel Handel, nicht jeder Buchhändler kann ein Aficionado sein. Aber ist es notwendig, den noch verbliebenen inspirierenden Orten den Boden zu entziehen? Groß ist die Verzweiflung in der Bücherbranche, die sich zum Sammelsurium von »Events«, »Giveaways« und buchfernem Schickitum bekennt.
900 Meter im Quadrat für noch mehr Hugendubel?
Wer zahlt in Euro, Dollars, Rubel?
Ich wünsch’, auch diese Kurzsicht wird sich rächen.
Man könnte glatt von Yen-Buddhismus sprechen.
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