Leserbrief zum Artikel Für die Zukunft lernen
vom 17.07.2012:
Warenproduktion und Ideologie
Es macht keinen Sinn, darüber zu streiten, ob es im Sozialismus Warenproduktion geben soll oder nicht. In der Übergangsperiode, in der sich die DDR befand, konnte die gesellschaftliche Produktion nur eine Warenproduktion sein. Die Produktionsmittel waren zwar weitgehend vergesellschaftet, aber den Besitzern - den Arbeitern - fehlte weitgehend das Eigentumsbewußtsein. Deswegen kann man auch nicht von sozialistischen Produktionsverhältnissen sprechen. Der Partei versuchte dem bis 1970 ideologisch gegenzusteuern. Das spiegelte sich auch in Literatur und Kunst wider. Der geringe Erfolg ist sicher Defiziten der sozialistischen Demokratie und revisionistischen Bestrebungen anzulasten. Nach dem Wechsel Ulbricht zu Honnecker geriet die Partei ideologisch in allen Bereichen in die Defensive - auch im ökonomischen. Es wurde vollständig ignoriert, daß Warenproduktion immer bürgerliches Bewußtsein erzeugt. Diese Verbürgerlichung war z.B. in der UdSSR weiter fortgeschritten. Schon in den 70er Jahren hatte die bürgerliche Ideologie vor allem bei der technischen und künstlerischen Intelligenz und in der Parteibürokratie Fuß gefaßt. Deswegen konnte die Konterrevolution aus der kommunistischen Partei heraus, genauer aus der Parteibürokratie heraus, erfolgen. Letztere vor allem wurden dann auch zu Nutznießern der Enteignung des gesellschaftlichen Eigentums.