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Aus: Ausgabe vom 14.09.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Daten und Fakten: Saubere Kohle?

Mitunter wird als Argument für neue Kohlekraftwerke ins Feld geführt, künftig sei man in der Lage, das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) abzutrennen und einzulagern. Allerdings ist das nicht viel mehr als ein windiger Wechsel auf die Zukunft:



  • Die verschiedenen in Frage kommenden Technologien befinden sich noch in der Erforschung. In Deutschland hat man gerade erst mit dem Bau einer Pilotanlage begonnen. Selbst bei RWE und Vattenfall rechnet man nicht vor 2020 mit der Marktreife.
  • Eine Nachrüstung der bis dahin mit herkömmlicher Technik gebauten Kraftwerke wird höchstens in Einzelfällen möglich sein.
  • Auch die Frage von sicheren Lagerstätten für das CO2 ist noch offen. Im brandenburgischen Ketzin hat das Geoforschungszentrum Potsdam gerade erst mit Probebohrungen begonnen. Hier denkt man daran, verflüssigtes CO2 in tiefe Gesteinsschichten aus porösem Sandstein zu pressen, die von nahezu undurchlässigen Gips- und Tonschichten abgeschlossen werden.
  • Die Energiekonzerne sprechen zwar gerne von CO2-freien Kraftwerken, doch die Abscheidung ist keineswegs perfekt. Außerdem ist mit Leckagen bei Verflüssigung und Transport zu rechnen. Für beides wird zudem viel Energie benötigt, was, sofern bei ihrer Erzeugung Treibhausgase entstehen, in die Bilanz eingerechnet werden muß. Dietmar Schüwer vom Wuppertal Institut für Umwelt, Klima und Energie rechnet mit einem Rest-CO2 von fünf bis 25 Prozent, je nachdem, wie groß der zusätzliche Energiebedarf und wie vollständig die Abscheidung ist.
  • Der Energieaufwand für die ganze Prozeßkette ist beachtlich. Am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung kommt man daher zu folgendem Schluß: »Ein Allheilmittel ist (die Abtrennung) aber nicht: Kraftwerke mit CO2-Abscheidung verbrauchen ein Drittel mehr Kohle oder Erdgas und sind deshalb kein Fortschritt in Richtung einer nachhaltigen Energieversorgung.« (wop)

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