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Aus: Ausgabe vom 20.04.2006, Seite 6 / Ausland

Moussaoui mit Elektroschocks bedroht?

USA setzen als Folterinstrumente klassifizierte Geräte ein
Die USA haben im Gefangenenlager Guantánamo als »Stun Belts« bekannte Elektroschocker eingesetzt. Diese gürtelähnlichen und in Nierenhöhe mit zwei Elektroden versehenen Geräte können mindestens acht Sekunden lang Stromstöße mit 50000 Volt abgeben. Das belegen nach Informationen der Agentur ddp vom Mittwoch Berichte westlicher Sicherheitskreise.

Demnach könnte diese Technologie auch während des Prozesses gegen Zacarias Moussaoui eingesetzt worden sein. Unklar ist, ob der in den USA angeklagte mutmaßlich an der Vorbereitung der Anschläge des 11. September 2001 Beteiligte unter seiner Kleidung zumindest zeitweise einen solchen Gürtel tragen mußte, wie ein Gerichtsreporter des Fernsehsenders NBC kürzlich mutmaßte: Moussaoui habe während des Geständnisses im März 2006, in die Ereignisse des 11.9.2001 involviert gewesen zu sein, unter seiner Kleidung verdeckt einen »Stun Belt« tragen müssen. Für diese These spricht Moussaouis Aussage am 8. Juli 2002 vor Gericht: »Ich weiß, Sie wollen einen Zwischenfall vor Gericht inszenieren, indem der Marshal den Elektroschockgürtel aktiviert und behauptet, ich hätte eine ›bedrohliche Bewegung‹ gemacht.«

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen gehören die Elektroschocker auch zur Standardausrüstung an Bord der als »Folterflüge« bekanntgewordenen Gefangenentransporte der CIA. Ebenso eingesetzt worden seien sie bei Häftlingen im Irak und im Hochsicherheits-Gefangenenlager Baghram Air Base in Afghanistan.

Schon seit Mitte der neunziger Jahren werden »Stun Belts« in amerikanischen Haftanstalten verwendet. Um den Schmerz des Opfers zu maximieren, werden die Elektroden des Gürtels oberhalb der linken Niere justiert. Die Stromschläge sind mit durchschnittlich vier Milliampere zwar nicht tödlich, führen aufgrund der schnellen Impulswiederholung jedoch zu großen Schmerzen des Opfers, zu Muskelverkrampfungen, völliger Orientierungslosigkeit und Bewegungsunfähigkeit. Die Opfer urinieren und entleeren auch ihren Darm. Amnesty International bezeichnet den Einsatz der Geräte als Folter. (ddp/jW)

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