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Aus: Ausgabe vom 27.08.2005, Seite 15 / Feuilleton

Nachrichten aus dem kulturellen Bereich

Von Droste bis Ende

Droste und Droste-Hülshoff

Wiglaf Droste schätzt es nicht unbedingt, wenn man ihn als Satiriker bezeichnet. So nennt Hermann L. Gremliza ja auch niemand, der noch alle beieinander hat. Der jW-Autor Droste kommt ursprünglich aus Bielefeld, »home, where the pain is«, wie Jan Distelmeyer einmal in dieser Zeitung schrieb. Das Westfälische könnte man in einigen speziell von ihm verwendeten Wörtern vermuten, wenn man denn wüßte, was das ist, das Westfälische. Jedenfalls wird der Westfälische Literaturpreis, der mit 12800 Euro dotiert ist und Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis heißt, an Wiglaf Droste verliehen. In der Begründung der Jury heißt es: »Mit Blick auf die deutsche Literaturgeschichte sind Vergleiche zu Autoren wie Robert Gernhardt oder Kurt Tucholsky angebracht und begründbar. Droste hat seine Vorgänger jedoch nicht kopiert, sondern einen eigenen, unverwechselbaren Ton gefunden.« Auf jeden Fall.

(jW)


Documenta feiert

Vor 50 Jahren ging in Kassel die erste documenta über die Bühne. Das Jubiläum der Weltkunstschau wird ab Donnerstag mit einer großen Sonderausstellung gewürdigt. Für zweieinhalb Monate kehren Kunstwerke aller elf bisherigen documenta-Ausstellungen vorübergehend nach Kassel zurück. Zusammen mit einem historischen Rückblick werden die Arbeiten bis zum 20. November in der Kunsthalle Fridericianum gezeigt. »Wir zeigen merkwürdige, heitere, spielerische oder auch intellektuelle Werke, die gegenläufig zur Kunstgeschichtsschreibung stehen und vergessen wurden, weil sie sich dem Museum entziehen oder zu anarchisch sind«, erklärt Kurator Michael Glasmeier. Unter dem Titel »Diskrete Energien« gibt es auch ein Wiedersehen mit ausgewählter Promikunst, u.a. mit den Arbeiten von Joseph Beuys und Christo, Dieter Roth und Robert Capa, Paula Modersohn-Becker und John Cage.

(ddp/jW)


This is the Ende

Wie wird man ein guter Mensch? Vielleicht sollte die moderne Pädagogik darüber nachdenken, 12jährige 20 Jahre lang in Zimmer zu sperren, wo sie das Gesamtwerk von Michael Ende lesen müssen. Bei welchen anderen Autoren ließe sich das noch vorstellen? Simmel, Konsalik, Bukowski etwa? Die Bücher von Ende (»Momo«, »Jim Knopf«, »Die unendliche Geschichte«) werden bis mindestens 2050 noch jedem Teenager begegnen, wenn nicht gar beschäftigen. Eines der schönsten Lieder von Tocotronic heißt »Michael Ende, du hast mein Leben zerstört«. Als Michael Ende vor zehn Jahren, am 28.8.1995 starb, druckte die taz den Songtext sozusagen als Nachruf. Daraufhin gingen Drohbriefe von »Kommando Träumerle« in der Redaktion ein. Dahinter versteckte sich eine andere Hamburger Band, die sich einen Spaß gemacht hatte. Tocotronic schienen zu wissen, wer es war, fanden es aber nicht so lustig. Seitdem spielen sie »Michael Ende« nicht mehr live.

(jr)


Hollywood versagt

Die aktuelle Kinokrise ist nach Angaben der Filmförderungsanstalt (FFA) aus Hollywood importiert. Es habe im ersten Halbjahr 2005 keine US-Blockbuster gegeben, sagte FFA-Vorstand Peter Dinges am Freitag in Berlin. Die US-Produzenten arbeiteten derzeit am europäischen Publikumsgeschmack vorbei. »Ohne US-Blockbuster geht es nicht in Deutschland«, betonte er. Den Angaben zufolge gingen in den ersten sechs Monaten 2005 nur 60,3 Millionen Menschen ins Kino. Im Vorjahreszeitraum hatte diese Zahl bei 72,3 Millionen gelegen.

(ddp/jW)


»Die Partei« ärgert ZDF

Das ZDF hat das Vorhaben der Titanic-Partei »Die Partei« kritisiert, einen Teil ihrer für Wahlwerbung zur Verfügung stehenden Sendezeit für Wirtschaftswerbung oder Product Placement zu versteigern. Dies sei ebenso ungewöhnlich wie peinlich, erklärte der Sender am Donnerstag abend. »Die Partei« hatte angeboten, daß Interessenten über eBay 25 Sekunden Werbezeit im Wahlwerbespot der Partei ersteigern oder wahlweise Schleichwerbung betreiben können.

(AP/jW)

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