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Aus: Ausgabe vom 10.05.2024, Seite 11 / Feuilleton
Rock

Ein Jammer

Der Musiker und Produzent Steve Albini ist tot
Von Michael Saager
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Sein Reich: Steve Albini im Studio in Chicago

Steve Albini lebt nicht mehr. Der Musiker, Produzent und Toningenieur habe Dienstag nacht einen Herzinfarkt erlitten, teilte sein Chicagoer Tonstudio Electrical Audio am Mittwoch mit. Albini wurde 61 Jahre alt. Kein Alter zum Sterben.

Der gebürtige Kalifornier war in den 80ern (Hitz-)Kopf der genialen Klirrgitarren-Noiseband Big Black (»Steelworker«, »Kerosene«, »Bazooka Joe«), 1992 gründete er zusammen mit Todd Trainer und Bob Weston die durch coole Lässigkeit und höchste technische Präzision beeindruckende Post-Hardcore-Band Shellac. Albini hasste die Musikindustrie, was ihn freilich nicht davon abhielt, Pixies Album »Surfer Rosa« (1988) den sehr direkten Pixies-Sound zu verpassen. Der wieder rauere Sound Nirvanas auf »In Utero« von 1993 geht ebenfalls auf seine Kappe. Eine der Bedingungen, das Album zu produzieren, lautete, nicht an den Tantiemen beteiligt zu werden. Auf so eine Idee muss man erst mal kommen.

Eine Gitarre klang unter Albinis Engineering wie eine Gitarre, ein Schlagzeug wie ein Schlagzeug, nicht wie fünf. Wer mit ihm arbeiten wollte, musste ihn persönlich anrufen, darunter PJ Harvey, Iggy Pop, Jimmy Page oder Robert Plant. Und zig junge Bands, denen Albini stets einen erfreulich dynamischen Sound mit auf den weiteren Weg gab. Darunter Fucked Up, die er ganz fürchterlich fand. Einen guten Job hat er trotzdem abgeliefert, er konnte nicht anders. Ein absoluter Perfektionist. Shellacs neues Album »To All Trains« soll Mitte Mai erscheinen. Albini wird es nicht mehr erleben. Ein Jammer.

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