Israel offenbar kompromissbereit
Von Ina SembdnerWährend die faschistische Rechte im Kabinett Benjamin Netanjahu den Druck auf den israelischen Premier erhöht, ist von anderer Seite Hoffnung geschürt worden. So hieß es am Montag zu den in Ägypten anberaumten indirekten Verhandlungen zu einem erneuten Geiseldeal, dass Israel bereit sei, weniger als die zuvor geforderten 40 Geiseln im Austausch für die Freilassung von Palästinensern aus israelischen Gefängnissen zu akzeptieren. Daran anschließend soll es eine zweite Phase der Waffenruhe geben, die eine »Periode nachhaltiger Ruhe« umfassen soll – ein Kompromissvorschlag auf die Hamas-Forderung nach einem dauerhaften Waffenstillstand. In dieser zweiten Phase soll den Bewohnern des Gazastreifens demnach erlaubt sein, sich frei zwischen dem Süden und Norden des schmalen Küstenabschnitts zu bewegen, die israelischen Truppen würden sich teilweise zurückziehen.
Zuvor hatten die Minister Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir erneut ein Ende der Koalitionsregierung angedroht, sollte Netanjahu einer Waffenruhe zustimmen – und damit von dem geplanten Einmarsch in Rafah abrücken. Mehr als eine Million Palästinenser haben in der Stadt an der Grenze zu Ägypten Zuflucht gesucht. Finanzminister Smotrich sprach in einem am Sonntag veröffentlichten Video von einer »demütigenden Niederlage«, sollte es zu einer Waffenruhe kommen. Eine von Netanjahu geführte Regierung habe »kein Recht zu existieren«, wenn es ihr nicht gelänge, »die Hamas auszulöschen«. Flankiert wurde es mit einem Post auf X von Polizeiminister Ben-Gvir: »Zur Erinnerung: ein unverantwortlicher Deal bedeutet die Auflösung der Regierung.«
Derweil wird auch die Stadt im Süden des Gazastreifens bereits regelmäßig bombardiert. Allein am Montag wurden 25 Menschen bis jW-Redaktionsschluss bei Luftangriffen in Rafah getötet – darunter fünf Kinder. Insgesamt stieg die Zahl der seit dem 7. Oktober Getöteten auf 34.488, mehr als 77.000 wurden seither verletzt. Die palästinensische Agentur WAFA berichtete zudem von intensiven Angriffen auf landwirtschaftliche Flächen westlich des Lagers Nuseirat im zentralen Gazastreifen. Das Projekt Forensic Architecture hatte Anfang April eine Analyse erstellt, nach der seit dem israelischen Einmarsch etwa 40 Prozent der zuvor für die Nahrungsmittelproduktion genutzten Flächen im Gazastreifen zerstört wurden.
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