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Aus: Ausgabe vom 25.04.2024, Seite 16 / Sport
Basketball

»Jetzt oder nie«

Basketball der Frauen soll raus aus der Nische
Von Jens Walter
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Finale der Play-offs, zweites Spiel: Alexandra Wilke (Rutronik Stars Keltern, l.) am 21. April 2024 im Zweikampf mit Theresa Simon (Alba Berlin)

Die Basketballerinnen von Alba Berlin haben ihren männlichen Kollegen eines schon voraus. Sie stehen im Finale der Basketballbundesliga (DBBL) und kämpfen gegen Rutronik Stars Keltern um die Meisterschaft. 1:1 steht es nach den ersten beiden Partien in Berlin, Spiel drei und vier finden am Freitag und Sonntag in Keltern statt. Das Problem: In der Öffentlichkeit bekommt kaum jemand etwas davon mit. Das Geschehen in der DBBL findet weitgehend im Verborgenen statt.

Im Fernsehen gibt es so gut wie keine Bilder, im Netz sind die Begegnungen nur bei Sporttotal.tv zu sehen. Und beim ersten Finale war der Livestream auch noch lange unterbrochen, weil in der Berliner Sömmeringhalle das Internet ausgefallen war. »Das ist einfach alles nicht professionell genug«, sagte Ligaboss Andreas Wagner der dpa.

Dabei steht der deutsche Basketball der Frauen in Deutschland so sehr im Fokus wie wohl noch nie. Erstmals überhaupt hat sich die Nationalmannschaft für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert. Zudem wird im kommenden Jahr eine EM-Vorrunde in Hamburg ausgetragen, 2026 findet die ­Weltmeisterschaft komplett in Berlin statt. Der Deutsche Basketballbund (DBB) nimmt sich dem Thema Basketball der Frauen gerade mit einiger Vehemenz an.

DBB-Präsident Ingo Weiss hält das deutsche Frauennationalteam für ein Symbol des Aufstiegs von Frauensport in Deutschland insgesamt. »Sie gehen mit gutem Beispiel voran. Nach der Männer-EM 2022 haben wir sehr viele Mädchen bekommen, die auch Basketball spielen wollten. Das ist schon eine phänomenale Entwicklung. Das zeigt mir, dass die Bedeutung des Frauensports in Deutschland unglaublich gestiegen ist«, sagte Weiss der dpa.

Die Liga will jetzt von den Erfolgen der Nationalmannschaft um die WNBA-Stars Satou und Nyara Sabally profitieren und endlich professionelle Strukturen einführen. »Für uns heißt es: Jetzt oder nie«, sagte Wagner. »Wenn wir die Euphorie und die anstehenden Großereignisse in Deutschland jetzt nicht nutzen, dann werden wir endgültig in der Versenkung verschwinden. Das ist eine riesengroße Chance für uns, die wir nutzen müssen, um unsere Liga zu professionalisieren und Strukturen aufzubauen.«

Dafür hat die Liga zuletzt einige Maßnahmen verabschiedet, die das Niveau sportlich und strukturell deutlich anheben sollen. So müssen ab der kommenden Saison vier von zwölf Spielerinnen einen deutschen Pass besitzen, ab 2026 gilt sogar die auch bei den Männern gültige 6+6-Regel. Zudem soll die Hallenkapazität sukzessive bis zur Saison 2029/30 auf eine Mindestkapazität von 1.500 Zuschauern steigen, ab 2025 dürfen Pflichtspiele nur noch auf einem Spielboden ausgetragen werden, auf dem ausschließlich Basketballinien sichtbar sind.

»Aktuell weiß man vor lauter Linien ja gar nicht, wo man hinschauen soll«, sagte Wagner mit Blick auf die Tatsache, dass viele Partien in einfachen Turnhallen ausgetragen werden, in denen auch Volleyball-, Badminton- oder andere Spielfelder auf dem Parkett aufgezeichnet sind.

»Ich weiß, dass das für viele Vereine nicht einfach wird. Aber es ist alternativlos, wenn wir aus der Nische rauswollen. Wir haben viel zu lange gewartet«, meint Wagner. Martin Geissler, Geschäftsführer des Mitteldeutschen BC, pflichtet ihm bei. Seit zwei Jahren leistet sich der Club aus Sachsen-Anhalt auch einen Erstligisten bei den Frauen und gilt seitdem als Antreiber für Reformen. »Die EM und WM im eigenen Land sind die große Chance, um voranzukommen. Die DBBL ist nicht gut genug. Die Beschlüsse gehen in die richtige Richtung«, sagte Geissler dem MDR.

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