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Aus: Ausgabe vom 06.04.2024, Seite 3 (Beilage) / Wochenendbeilage

Rechte Weicheier, harte Grüne

Von Arnold Schölzel

Die Bundesrepublik ist voller Kriegstüchtigkeit, berichtet die FAZ. Am Freitag schreibt zum Beispiel der Ökonom Rolf Langhammer über die »rasch wachsende staatliche Nachfrage nach Rüstungsgütern« und deren Folgen: »In Unterlüß für den Rüstungshersteller Rheinmetall zu arbeiten kann zukünftig sicherer und lohnender sein als im siebzig Kilometer entfernten Wolfsburg beim Autokonzern VW.« Der Krieg läuft, das Jobwunder beginnt.

Wer aber kriegsscheu ist, darf sich einen Anschnauzer des Verfassungsschutzchefs Thomas Haldenwang in der »Zeitung für Deutschland« abholen. Der Gesinnungsspieß der Nation schreibt am Dienstag: »Auch die Meinungsfreiheit hat Grenzen.« Nicht die des Strafrechts, sondern streng rechtsstaatswidrig die von ihm erfundenen. Parole: Freie Bahn den Kriegstüchtigen!

Die zu schaffen hilft am Donnerstag Feuilletonredakteur Claudius Seidl. Überschrift: »Tapfer sind die Verweichlichten«. Unterüberschrift: »Verteidigungsminister Boris Pistorius fordert, dass die deutsche Gesellschaft kriegstüchtig werde. Auf die Rechten sollte er dabei nicht zählen – die sind, ihrer Rhetorik zum Trotz, Feiglinge. Kann es sein, dass gerade die Grünen die Wehrhaftesten sind?« Ist da endlich einer auf der richtigen Spur? Nein, Seidl enttäuscht. Er holt zum Beispiel Botho Strauß aus der Kiste, in die Peter Hacks jenen in »Tamerlan in Berlin« versenkte: »Rings nur westkaschubische Gesichter. / Botho Strauß passiert für einen Dichter.« Strauß habe die »Verhöhnung des Eros, die Verhöhnung des Soldaten, die Verhöhnung von Kirche, Tradition und Autorität« beklagt. Und, so Seidl, der thüringische AfD-Vorsitzende Björn Höcke spreche gern »von der ›Mannhaftigkeit‹, die es zu retten oder wiederzugewinnen gelte«.

Der FAZ-Mann hat am Ostermontag noch in Dresden den AfD-Landtagsabgeordneten André Wendt auf einer Kundgebung aufgetan, und der »plädierte dafür, Putin in Ruhe zu lassen«. Seidl weiß, was dahintersteckt: »Höcke und Wendt wollen das billige Öl und Gas, sie wollen den eigenen Wohlstand nicht riskieren, bloß weil die Freiheit auf dem Spiel steht. Und Putin, den Stärkeren, wollen sie auf keinen Fall verärgern. Tapfer sind diese Rechten nur, wenn es gegen Flüchtlinge geht, gegen Deutsche mit Migrationsgeschichte, gegen eine muslimische Invasion, die es nur in ihrer Einbildung gibt. Tapfer sind sie, wenn es darum geht, das Recht auf ein Schnitzel zu verteidigen.«

Na ja. Laut Seidl und Wikipedia war Wendt als Berufssoldat im Kosovo und in Afghanistan, ist Träger des »Ehrenkreuzes der Bundeswehr«, also feiger Schnitzelverteidiger und Flüchtlingsjäger, also kriegstüchtig. Das ist für Seidl aber nur, wer Putin nicht in Ruhe lässt. Klingt haldenwangmäßig stramm, dient aber nur dazu, Bündnis 90/Die Grünen als hart und kriegstüchtig zu loben. Denn, so Seidl: »Dass die Grünen und das dazugehörige Milieu am ehesten bereit zur Kriegsertüchtigung seien, ist eine These, die sich falsch und widersinnig anhören muss – für all jene jedenfalls, die sich noch erinnern können an die Antinachrüstungsdemos der Achtziger, an ›Schwerter zu Pflugscharen‹ und den provokant antischneidigen Habitus jener Jahre.« Den Krieg von 1999 gegen Jugoslawien erwähnt Seidl nicht. Damals bedankte sich die FAZ bei SPD und Grünen: Unter einer CDU-Regierung wäre es bei Bomben auf Belgrad zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen in der BRD gekommen.

Das war Humbug, seit 1990 drängen die Grünen stets als erste auf Krieg. AfD-Haudegen Wendt verdankt Kosovo- und Afghanistan-Reise auch ihnen. Das lässt sich mit Anton Hofreiter im Donbass fortsetzen. Die AfD-Grünen-Kombi macht uns keiner nach.

Seit 1990 drängen die Grünen stets als erste auf Krieg. AfD-Haudegen Wendt verdankt Kosovo- und Afghanistan-Reise auch ihnen. Das lässt sich mit Anton Hofreiter im Donbass fortsetzen. Die AfD-Grünen-Kombi macht uns keiner nach.

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