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Aus: Ausgabe vom 28.03.2024, Seite 16 / Sport
Rodeo

Übermenschlich ist nicht genug

Bullenreiten in Albuquerque, New Mexico
Von Maximilian Schäffer
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Hot dog, jumping frog, Albuquerque! Der Hauptpreis für den besten aller professionellen Bullenreiter ging vergangenes Wochenende an Eduardo Aparecido. Vier erfolgreiche Ritte auf dem Bullenbuckel machten dem 33jährigen die Taschen voll. Im brasilianischen Nirgendwo, irgendwo südwestlich der Hauptstadt Brasilia, sind 100.000 US-Dollar doch noch mehr Geld als in Albuquerque!

Albuquerque (sprich: Elberkörki) ist eine Halbwüstenstadt umgeben von Sand, Sand, Sand und ein paar licht begrünten Gipfeln, den Sandia ­Mountains im Osten und der West Mesa im Westen. Anders als beispielsweise in der Vollwüstenhölle Las Vegas ist es in Albuquerque trotz der trockenen Aussichten aufgrund von 1.500 Metern Höhenlage klimatisch einigermaßen erträglich. Das sowie der Umstand, dass in und um Hollywood herum Platz und soziale Stabilität mittlerweile Mangelware sind, lockte vor allem in den vergangenen 15 Jahren die Filmindustrie in New Mexikos größte Stadt und ihr Umland. Hier entstand die weltweit erfolgreiche Fernsehserie »Breaking Bad« und das Sequel »Better Call Saul«. Der erste Film der »Avengers«-Reihe wurde da gedreht. Netflix und NBC investierten 1,5 Milliarden Dollar. Albuquerque wurde vom Branchenmagazin Movie Maker viermal in Folge zur attraktivsten Filmstadt der USA gewählt.

Die neumexikanische Küche kann auf Rinder nicht verzichten. Chili, Chili, Chili – rot oder grün? Dazu Maisfladen und viel Fleisch von allem, was sich bewegt: Schweineohren, Ochsenzungen. Unverzehrt sprangen die Springbullen in der Basketballarena »The Pit«, deren steile Zuschauerränge eine intensive, schweißtreibende, tatsächlich grubenhafte Atmosphäre zauberten. Heiße Würstchen, springende Bullen, Albuquerque!

Obwohl Aparecido die Gesamtwertung einsackte, war es erneut das Traumpaar der Weltspitze, das den Atem in schwüler Luft anhalten ließ. Aller Lieblingsmuskelberg Man Hater ward erneut von Cassio Dias geritten – zu sagenhaften 93.25 Punkten. Es dürfte das Vielfache einer Düsenjet­beschleunigung gegolten haben im Angesicht dieser Mensch-Tier-Athletik. Weil Dias jedoch in der ersten Runde scheiterte, reichte alles Übermenschliche nur für Platz zwei. Dennoch: Wer kann dem Mann noch gefährlich werden? Bis zum großen Weltmeisterschaftsfinale am 8. Mai in Arlington, Texas, gibt es nur noch sechs Wertungsrunden. Cassio Dias führt aktuell mit knapp 500 Punkten Abstand vor John Crimber. Letzterer kürte seinen Abend übrigens mit 90 Punkten auf Whiskey-Trip.

Trotz des allwöchentlichen filmreifen Dramas war Bullenreiten in Hollywood bisher kein großes Thema. Als wichtigster Film zur sportlichen Realität gilt »8 Seconds« aus dem Jahr 1994 (Regie: John G. Avildsen). Es geht um Leben und Sterben des Cowboys Lane Frost, der im Jahr 1989 vom Rind Takin’ Care of Business tödlich auf die Hörner genommen wurde. Gedreht wurde damals in Texas, nicht in Albuquerque.

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