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Aus: Ausgabe vom 26.03.2024, Seite 1 / Ausland
Terroranschlag Moskau

Bild des Terroranschlags unvollständig

Moskau: Kein Kommentar während Ermittlungen. Westen weiß bereits: Kiew unbeteiligt
Von Arnold Schölzel
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Laut einer Mitteilung des Gerichts im Moskauer Stadtbezirk Basmanny vom Sonntag abend ordnete es für vier Männer wegen terroristischer Handlungen bis zum 22. Mai Untersuchungshaft an. Drei der vier Verdächtigen hätten sich für schuldig erklärt. Laut russischen Medien handle es sich um Staatsbürger Tadschikistans. Bilder aus dem Gerichtssaal zeigten die mutmaßlichen Schützen mit zum Teil erheblichen Verletzungen. In dem Veranstaltungszentrum »Crocus City Hall« hatten am Abend des 22. März mehrere Täter wahllos auf Besucher geschossen, ehe sie das Gebäude in Brand steckten. Dabei starben mindestens 137 Menschen, die Zahl der Verletzten beträgt nach Angaben vom Montag 182. Die Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS) reklamierte die Tat für sich.

Der Sprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow äußerte sich am Montag während eines Pressebriefings nicht dazu, wer die anderen sieben festgenommenen Personen sind: »Es wäre äußerst falsch, wenn die Präsidialverwaltung während der Untersuchung irgendwelche Kommentare abgibt.« Die Ermittler hätten nichts Endgültiges zum Anschlag vorgelegt, auch nicht zur Beteiligung des IS. Peskow: »Wir haben nur über vorläufige Daten gesprochen, bisher wurden überhaupt keine Versionen vorgelegt.« Die Frage nach den Ursachen der Verletzungen bei den Verdächtigen wollte Peskow nicht beantworten. Die Präsidialverwaltung beteilige sich zudem gegenwärtig nicht an der Diskussion über die Wiedereinführung der Todesstrafe, die von russischen Politikern und Medien nach dem Anschlag begonnen worden war. Noch am Montag wollte Präsident Wladimir Putin über Maßnahmen nach dem Anschlag beraten.

Die Reaktionen im Westen blieben geteilt. Neben Beileidsbekundungen legten die USA sowie Politiker und Medien der NATO-Staaten großen Wert darauf, die Ukraine von jedem Verdacht der Tatbeteiligung freizusprechen. Das russische Außenministerium hatte kritisiert, dass die USA Kiew sehr schnell entlasteten. Frankreich rief am Sonntag abend die höchste Alarmstufe aus, Italien verstärkte für die Osterwoche die Polizeiüberwachung.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (27. März 2024 um 14:46 Uhr)
    Eine kurze Analyse des Terroranschlags: Vier muslimische Tadschiken, die als Attentäter identifiziert wurden, sind festgenommen worden und haben eindeutig den Anschlag verübt. In den vorliegenden Videoaufnahmen ist deutlich zu erkennen, dass die Terroristen nicht wie die Mitglieder des IS in Schwarz gekleidet sind und dass der übliche Ruf »Allahu Akbar« nicht zu hören ist. Obwohl die erhobenen Mittelfinger in Richtung Himmel darauf hindeuten könnten, dass dies im Namen Gottes geschieht, ist anzumerken, dass einer der Beteiligten dies mit seiner linken Hand tut, was im Islam unangebracht wäre. Nach dem Anschlag haben die Täter ihre Waffen zurückgelassen und sind ohne sie in Richtung Ukraine geflohen, ohne das Fahrzeug zu wechseln, mit dem sie zum Tatort gekommen waren. Dies wirkt äußerst unprofessionell. Während ihrer Flucht haben sie telefoniert, was von den russischen Behörden abgehört wurde. Schließlich wurden sie nach einer 300 Kilometer langen Flucht, etwa hundert Kilometer vor der ukrainischen Grenze, ohne jeglichen Widerstand festgenommen. Ein Attentäter versuchte zu fliehen und kletterte auf einen Baum, um seinem Verfolger zu entkommen, während die anderen sich einfach ergaben. Auch dies deutet nicht auf das Verhalten typischer IS-Kämpfer hin. Schließlich haben die Festgenommenen zugegeben, den Anschlag für Geld begangen zu haben. Dies schließt ebenfalls aus, dass sie Mitglieder des IS sind, da diese sich üblicherweise für die vermeintlichen Belohnungen im Jenseits opfern. Diese Umstände legen nahe, dass es sich bei ihnen um unprofessionelle Mörder handelt, die weder für die Organisation und noch nicht dem Glauben der IS-Kämpfer entsprechen.
    • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude, Russland (28. März 2024 um 11:28 Uhr)
      »Ein Attentäter versuchte zu fliehen und kletterte auf einen Baum, um seinem Verfolger zu entkommen, während die anderen sich einfach ergaben.«, Nein, zwei flohen in den Wald. Den begründeten Zweifeln an einer IS-Täterschaft ist noch hinzuzufügen: Die sind auf ihrem Gebiet Profis, während hier die Täter Dilettanten waren. Allein schon die Tasche, ein offiziell mit Adresse des Besitzers gemeldetes Auto zu verwenden (ein Mietwagen wäre ja auch möglich gewesen) ist ein Fehler, der dem IS nicht unterlaufen würde. Es war einerseits ein hochprofessionell geplanter Terrorakt, in etwas mehr als zehn Minuten einen solchen Schaden anzurichten. Dann hat man die Täter sich selbst und ihrem Intellekt überlassen oder die Flucht bewusst unprofessionell geplant. Warum erst so professionell, und fünf Minuten später schlagartig so unprofessionell? Ich erkläre mir das so: Die Russen sollten (!) die Täter fassen, damit sie wie der französische Präsident mit seiner Terrorwarnung die offizielle Version des Westens verkünden: Keine Beteiligung der Ukraine, Islamisten waren es. Eine solche Terrorwarnung erging ja bereits vor dem Anschlag an verschiedene Botschaften in Moskau. Da begann man bereits, die falsche Fährte zu legen. Hätte man sie bei einer besseren Planung der Flucht nicht gleich gefasst, hätte ja sofort die Frage (und gleichzeitig die Antwort) im Raum gestanden. Wer war es? Natürlich die Ukraine. Die stümperhafte Planung oder sogar Improvisation der Flucht war also Teil des Vorhabens, in der Öffentlichkeit ein falsches Narrativ zu festigen und eine falsche Spur zu legen. Das Bekennervideo des IS kann durchaus echt sein. Es stärkt bei dieser im Sinken befindlichen Organisation nur ihr Image und kann auch mit ein paar Millionen Dollar gekauft sein. Dann haben alles Seiten außer den Opfern und Russland etwas davon. Der Imageschaden für die Ukraine wäre nämlich noch teurer.
      • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (28. März 2024 um 12:10 Uhr)
        Lieber Fredi, Es könnte sein, dass zwei Attentäter in den Wald gelaufen sind, jedoch laut meiner Information ist mindestens einer von ihnen auf einen Baum geklettert. Er wurde sogar erst festgenommen, nachdem die Verfolger den Baum gefällt hatten. Die geflüchteten Terroristen schienen, basierend auf ihrem Verhalten, unter Drogen zu stehen. Bitte überprüfe meine Informationen. Mit freundlichen Grüßen, Istvan
    • Leserbrief von Franz Döring (28. März 2024 um 10:31 Uhr)
      Warum hat sich dann der IS ausdrücklich zu diesem Anschlag auf Christen bekannt? Warum schreiben Sie nichts zu der offensichtlichen Folterung der Attentäter? Fragen Sie doch einfach mal die Taliban, wie grausam der IS mordet? Warum hat dann Frankreich jetzt die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen? Jedes dem IS nicht streng islamisch genug befundenes Land auf der Erde ist gefährdet. Der IS kann jederzeit auch im Westen zuschlagen!
      • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (28. März 2024 um 11:43 Uhr)
        In einer begrenzten Lesermeinung kann ich nicht die gesamte Komplexität eines Themas erfassen. Was ich darlegte, sind für mich herausstechende Aspekte, warum ich nicht direkt den IS verdächtige. Nun, um Ihre Fragen zu beantworten: Der IS ist, ähnlich wie Al-Qaida, ein abgenutztes Markenzeichen. Um wieder in die Schlagzeilen zu gelangen, versuchen sie, mit billigem Aufsehen zu punkten. Die von der IS verübten Attentate waren überaus professionell organisiert, und alle IS-Terroristen waren bereit, sich selbst zu opfern, um noch größtmöglicher Schaden anzurichten – ein Unterschied zu den unkoordinierten Laienangriffen in Moskau. Frankreich hat bereits genug innere Probleme sowie in Afrika. Macron ist ein geschickter Rhetoriker, jedoch politisch bedeutungslos. Er versucht ständig, sich in den Schlagzeilen zu halten, da er noch zu jung ist, um in den politischen Ruhestand zu treten. Mit seinen neuesten Äußerungen strebt er nach einem neuen politischen internationalen Amt, UNO, Weltbank, EU, mit Unterstützung des Wertewestens.
  • Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (26. März 2024 um 09:00 Uhr)
    Herr Schölzel traut sich nicht, zu kommentieren, was der russische Präsidentensprecher nicht gern beantworten möchte. Müsste ein echter Journalist nicht genau da ansetzen und »bohren«? – Aus den Verletzungen der besagten vier Männer ist wohl zu entnehmen, dass sie von Vollprofis »befragt«, besser gesagt gefoltert wurden, um Aussagen zu erpressen. In diesem Fall sind die »Geständnisse« der drei Männer wertlos. Wahrscheinlich hätte auch ich in dieser Situation bestätigt, dass ich zwecks Anschlagsausübung von der Ukraine nach Moskau geschickt wurde. – Es erstaunt, dass die Ermittler nichts Endgültiges zum Anschlag vorgelegt hätten, auch nicht zur Beteiligung des IS. Da war doch Präsident Putin schneller. Bereits einen Tag nach dem Anschlag gab er bekannt, dass die Ukraine dahintersteht! Oder wollte er den Ermittlern nur damit sagen, was er in deren Bericht zu lesen wünscht? – Die Einführung der Todesstrafe in Russland ist eigentlich unnötig. Bisher gelang es auch so, für Putin unbequeme Leute aus dem Weg zu räumen, und das ganz ohne Gerichtsverfahren. Politkowskaja, Litwinenko, Nemzow und etliche andere bis hin zu den »Wagner«-Gründern Prigoschin und Utkin lassen grüßen!
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Marcus B. (26. März 2024 um 12:32 Uhr)
      Zu den Verletzungen gibt es möglicherweise auch einfachere Erklärungen. Erstens hat ein Konzertbesucher medial zu Protokoll gegeben, dass er einem der Angreifer während des Anschlags die Waffe entrissen und ihn auf den Kopf geschlagen hat, um seine Frau zu beschützen (https://www.anti-spiegel.ru/2024/was-derzeit-ueber-den-terroranschlag-in-moskau-und-die-taeter-bekannt-ist/). Zweitens wurden die Reifen des Fluchtautos zerschossen, was auch einen schweren »Unfall« zur Folge gehabt haben kann. Und dann soll einer der Verdächtigen, beim zu Fuß fortgesetzten Fluchtversuch, auf einen Baum geklettert und abgestürzt sein – der auf der Trage vielleicht(?). Man hat also versucht, sich der Verhaftung zu widersetzen, was einen Gewalteinsatz der Strafverfolger rechtfertigt - übrigens auch in der BRD, »Gewaltmonopol« kommt nicht von ungefähr. Und Putin hat, meiner Kenntnis nach, eben nicht die Ukraine beschuldigt, sondern lediglich das Fluchtziel der Verdächtigen hervorgehoben und ein angebliches »Fenster« für den Grenzübertritt genannt, was Reinhard Lauterbach bereits ausgewertet hat. Es liegt jedenfalls nahe, dass man eine verminte (!) Grenze zu einem Kriegsgebiet (!) nicht ohne Absprache passieren kann, was Putin wohl gewürdigt wissen wollte. Außerdem ist es höchst merkwürdig, dass die USA schnell mit Nichtdementis aufwarteten, um die Ukraine zu »entlasten«: »Wir haben keine Hinweise«, hat keinen (entlastenden) Informationsgehalt. Zu den »Unbequemen« wird übrigens regelmäßig vergessen, dass sie auch für andere unbequem waren, nicht zuletzt der berüchtigten russischen Mafia, welche teils schwer von der Oligarchie zu unterscheiden ist. Prigoschins »Musiker« hatten beim Putschversuch z. B. ein Aufklärungsflugzeug abgeschossen. Die offizielle Version besagt ja, dass man im Flugzeug mit scharfen Handgranaten spielte. Das klang nur solange unfreiwillig komisch, bis Saluschnyjs »rechte Hand« ein ähnliches Schicksal ereilte: Handgranaten als Geburtstagsgeschenk.
    • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude, Russland (26. März 2024 um 12:11 Uhr)
      Wenn es Sie stört, dass andere eine Meinung zu den möglichen Hintermännern äußern, sei es Putin oder ein Teilnehmer dieses Leserforums, dann sollten Sie mit guten Beispiel vorangehen und jegliche unbewiesene Unterstellungen unterlassen, von denen dieser Beitrag wie viele andere Ihrer Beiträge strotzt. Sie sollten Ihr Bauchgefühl gegen Russland lieber zu Hause an einem gewissen Örtchen abreagieren. Fakt: Die Täter bewegten sich in Richtung der ukrainischen Grenze und wurden dort in einer Entfernung von 100 km gestellt. Das war ja wohl keine Spazierfahrt. Putin sagte, es lägen Informationen vor, dass Verbindungen der Attentäter zur Ukraine bestanden. Dies genügt für einen Anfangsverdacht, den er mit Ihrer gütigen Erlaubnis auch äußern durfte. Eine detaillierte Aufschlüsselung wird der Öffentlichkeit nach Abschluss der Untersuchungen gegeben. Sie unterstellen bar jeder Sachkenntnis der Vorgänge Folter, fügen aber (sich absichernd) das Wörtchen »wohl« hinzu. Dann steht die Anschuldigung zumindest im Raum, der Sinn aller Propaganda, siehe Butscha. Beweise werden nicht benötigt. Ihnen dürften ja sicher die Resultate der US-Polizei bekannt sein, wenn sie Menschen verhaftet. Gemeint sind nicht Verhöre, sondern die Verhaftung, sogar mit Todesfolge. Das Resultat war die Bewegung Black Lives Matter. Es ist anzunehmen, dass die russische Polizei mit diesen Leuten bei der Verhaftung (!) nicht zahmer umgegangen ist, da diese bei einer Jagd durch das Unterholz des Waldes am Straßenrand erfolgte. Da wurde dann sicher auch gegen die Ärmsten Gewalt eingesetzt. Aber in Paris und Berlin erblinden Menschen sogar nach Polizeieinsatz bei einer Demo. Im konkreten Fall wurde hier ein Video von der Verhaftung im Wald gezeigt: »In welche Richtung lief der andere?« »Weiß ich nicht.« Irgendwie wusste er es dann aber doch. Diese rohe Behandlungsweise verurteilen Sie, Herr Pfannschmidt. Diese barbarischen Russen! Vielleicht haben die nur von westlichen Polizeieinsätzen gelernt?
      • Leserbrief von Jürgen Fleißner aus Seeheim - Jugernheim (28. März 2024 um 12:04 Uhr)
        (…) Was für Informationen liegen Putin vor für einen begründeten Anfangsverdacht? Und woher haben Sie all Ihre Informationen? Sie glauben, dass nach dem Abschluss der Untersuchungen der Öffentlichkeit eine Aufschlüsselung der Vorgänge gegeben wird. Dieser Glaube ist an Naivität nicht zu überbieten und einem Menschen Ihrer Bildung nicht würdig. Was den Terroranschlag betrifft, stellt sich mir die Frage, wem kann das propagandamäßig nützen? Mir kommt da der Reichstagsbrand 1933 und der Überfall auf den Sender Gleiwitz 1939 in den Sinn. Das ist keine Behauptung von mir, nur ein Gedanke im Gegensatz zu den unbewiesenen, Russland/Putin-freundlichen Behauptungen des Herrn Buttkewitz. Was ist Fakt? Die Täter flüchten in dem Auto, mit dem sie zum Terroranschlag vorgefahren sind. Sie trennen sich nicht auf der Flucht, was sicherlich zum Fluchterfolg von Vorteil wäre. Sie klettern bei der Flucht auf einen Baum. Für wie doof halten Sie die Täter? Wenn das alles nicht so entsetzlich traurig wäre, müsste man ja über Ihre Ausführung ja bald lachen. Dank an Herrn Pfannenschmidt für seine Beiträge. Eine gute Zeit wünscht allen Lesern der jW Jürgen Fleißner
        • Leserbrief von Walter W. aus Köln (28. März 2024 um 15:28 Uhr)
          Der Herr Buttkewitz glaubt, trotz einer gewissen Grundbildung, grundsätzlich alles, was vom Kreml gewünscht ist. Die Story mit den Baumkletterern ist in diesem Zusammenhang wirklich fantastisch. Immerhin zeigt die russische Propaganda Humor. Was Buttkewitz betrifft, gilt der Satz, »Alter (und Bildung) schützen vor Torheit nicht«. Österliche Grüße aus Köln
        • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude, Russland (28. März 2024 um 13:07 Uhr)
          »Für wie doof halten Sie die Täter?« Für so doof, wie Ihre Flucht war. Die war aber immer noch durchdachter, als Ihre Parallele zum Reichstagsbrand. Für den Krieg in der Ukraine braucht Russland keine weiteren Begründungen. Es wurde hier anschließend auch keine kommunistische Partei verboten, in der Ukraine schon, ganz ohne Sender Gleiwitz. Und Nutzen? Im Gegenteil, Russland kommt in Schwierigkeiten, weil der Westen die russische Bevölkerung gegen die Millionen Migranten aus den immer noch verbündeten mittelasiatischen Republiken aufhetzen will. Die Regierung muss dem entgegenwirken, wie Lauterbach ja bereits schrieb. Informationen erhalte ich durch zahlreiche deutsche Publikationen im Internet sowie offizielle Verlautbarungen in den russischen Medien. Wer wie Sie glaubt, dass letztere grundsätzlich frisiert und gefälscht sind, andernfalls naiv ist – und das bei der extrem einseitigen Medienlandschaft in Deutschland –, hat die falschen Spiegel zu Hause aufgehängt.
          • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude, Russland (28. März 2024 um 15:51 Uhr)
            Wichtig für einen persönlichen Eindruck vom Wahrheitsgehalt einer Information sind auch Zeugenaussagen, wenn man zuhört, wie (!) der – oder diejenige etwas berichtet, ab es natürlich wirkt oder einstudiert, ob es glaubhaft ist. Das ist eine Information aus erster Hand. Im Gegensatz zu Deutschland werden in den russischen Hauptnachrichtensendungen ca. 30 Minuten der Sendezeit Berichten aus dem Kampfgebiet gewidmet, da das Thema in Russland eine große Bedeutung hat. Da gibt es zahlreiche kurze Interviews mit Beteiligten, einfachen Soldaten, wie man sie als Typ überall in Russland trifft. Es gibt auch Interviews in Russland selbst von Bewohnern der Häuser und Wohnblocks nach dem letzten Beschuss der Ukraine vor einigen Stunden. Ich glaube diesen Menschen, einer alten Frau, die nur noch drei Zähne hat, mehr als den deutschen Medien, kann daher vergleichen, was Lüge ist und was nicht. Sie können nicht vergleichen und erhalten ausschließlich einseitige Propaganda. Sie hören nicht mit eigenen Ohren, was die Menschen im Kampfgebiet sagen. Im konkreten Fall berichteten die Angehörigen der Truppe, welche die Verhaftung vornahmen, wie das abgelaufen ist, auch, wie einer von ihnen den Mann auf dem Baum entdeckte. Das ist übrigens eine international übliche Methode, sich vor Verfolgern zu verstecken, insbesondere in Russland, wenn sich ein Bär nähert. Mitunter sitzen die verschreckten Pilzsammler dann Tage auf dem Baum bis sich der Bär entfernt hat, wenn er Lust hat.
            • Leserbrief von Franz Döring (28. März 2024 um 16:21 Uhr)
              Wenn der IS und das Foltern von Menschen nicht so furchtbar wären, könnte man über Ihre Baum-Story herzlich lachen! Auch dass der Westen nach Ihrer Überzeugung die russische Bevölkerung zum Hass gegen Muslime bewegen kann, wundert mich doch sehr! Das Ohr abzuschneiden ist Ihnen also völlig normal vorgekommen! Dabei setzt Putin meiner Meinung nach die Folterbilder ganz bewusst ein!
      • Leserbrief von Walter W. aus Köln (26. März 2024 um 18:24 Uhr)
        Man kann jetzt von wilden Verfolgungsjagden durch den Wald von Baum zu Baum fabulieren. Obwohl sowas ja eher unter Schimpansen und dergleichen üblich ist. Fakt ist, dass die Folterungen durch russische Unsicherheitskräfte durch Video belegt sind. Einem Gefangenen wird ein Ohr abgetrennt und unter fäkalischen Beleidigungen in den Mund gesteckt. Auf einem weiteren Video werden einem Gefangenen mittels »Funkgerät« Elektroschocks über die Genitalien als »Vernehmungshilfe« verabreicht. Oder erklären Sie diese für Deepfakes? Ach ja, die russischen Verbrechensexzesse von Butcha haben Sie ja auch bereits zur Lüge erklärt. Um hier noch Russland mit der Unschuldsvermutung zu verteidigen, muss es einem der Kreml und sein Regime schon äußerst angetan haben.
      • Leserbrief von A. Bernd aus Berlin (26. März 2024 um 17:53 Uhr)
        Sagen wir mal so: die vermeintlichen Täter (bisher ist ja keinem Journalisten gelungen, die unverpixelten Bilder der Terroristen während der Tatbegehung mit den Gesichtern der Festgenommen zu vergleichen) sind bei der Festnahme mehrmals in die Fäuste der Staatsbediensteten gelaufen. Diese bluteten auf Befragen aus Mund und Nase. Im Übrigen: Die SEK-Teams in Deutschland schneiden gewiss niemandem ein Ohr ab, langen aber auch mächtig zu, das geht oft auch schon in Richtung Misshandlung. Keine Ahnung, ob ich da Mitleid haben soll.
      • Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (26. März 2024 um 13:57 Uhr)
        Herr Buttkewitz, um Ihren letzten Satz: »Vielleicht haben die nur von westlichen Polizeieinsätzen gelernt?« zu ergänzen, würde ich anfügen: »… und sind damit auf demselben Niveau angelangt.«

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