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Aus: Ausgabe vom 06.03.2024, Seite 16 / Sport

Ende der Durststrecke

Von André Dahlmeyer
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Individuelle Kopfarbeit: Edinson Cavani von Boca Juniors

Einen wunderschönen guten Morgen! Kaum war am Sonntag am achten Spieltag der argentinischen Primera División der erst dritte Sieg der Boca Juniors unter Dach und Fach, sang die euphorisierte Fachwelt in den höchsten Tönen. Der zu Saisonbeginn gekommene neue Trainer Diego Martínez hätte endlich »das Team« gefunden. Dabei standen den treuen Fans der Xeneizes über weite Strecken des Matches in der Bombonera (Pralinen­schachtel) auch gegen Belgrano de Córdoba schier die Haare zu Berge – und das lag gewiss nicht am stürmischen Wind, der vom Río Riachuelo herüberblies.

Boca hatte zuletzt im Süden von Buenos Aires beim Club Atlético Lanús chancenlos die erste Saisonniederlage in der Liga eingefahren, anschließend jedoch im Súperclásico bei Meister River Plate vor Rekordkulisse ein Einserremis erkämpft. Diese Superklassiker sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Meist gehen sie unentschieden aus, man kann die Uhr danach stellen, niemand will verlieren. Bloß nichts riskieren, sonst steigen Fans und Presse dem Unterlegenen wochenlang aufs Dach. Die einen verbal, die anderen physisch. Das Spiel gegen Belgrano sollte nun berechtigte Zweifel beseitigen.

Beide Elfen begannen zunächst in einer eher ängstlichen 4-4-2-Formation. Für Boca stürmten die beiden Uruguayos Miguel Merentiel (28) und Edinson Cavani (37). Merentiel hatte im Campeonat schon dreimal eingenetzt, Cavani war in der Krise, fuhr unter dem Teppich Rad. Im ersten Abschnitt glänzte Boca mit Präzisionslosigkeit. Wenn die Urus vor Tormann Nahuel Losada auftauchten, bekamen sie Pudding in den Beinen und Wackelknie. Das Publikum wurde noch unruhiger, als Lucas Passerini aus dem Strafraum überlegt zur Führung (21. Minute) für die Gäste in den Winkel des Kastens von Sergio Romero schlenzte. Belgrano war im zentralen Mittelfeld offensiv wie defensiv tonangebend, Boca vor allem im Spielaufbau konfus.

Nach dem Wechsel trieb das Publikum die wankelmütige Heimmannschaft unnachgiebig an. Drücken galt nicht. Doch die Boca-Kicker hätten auch ein Nickerchen halten können, so wenig war von ihnen zu sehen. Es blieb weiterhin chaotisch, in Minute 63 allerdings entschied Schiri Nazareno Arasa nach einem Zupfer am Leibchen von Cristian Medina im Sanktionsraum auf Strafstoß. Uruguays Volksidol Cavani ließ sich nicht lange bitten und brachte den Penal im Tor unter. Ende der Durststrecke. Wie es bei Menschen mit Torjägergenen nicht unüblich ist, schwoll Edinson hernach der Kamm, bereits zehn Minuten darauf lupfte er die Pille nach einem präzisen Pass von Lautaro Blanco über den herauseilenden Losada zum 2:1 in die Reusen. Doch das war dem neuen Alphamännchen Bocas noch nicht genug, denn Minuten später steckte ihm Luca Langoni einen Ball durch und Cavani staubte in bester Gerd-Müller-Manier am Fünfer zum 3:1 für die Xeneizes ab. Es schallte und donnerte »Uruguaaayo!!! Uruguaaayo!!!« durch die Pralinenschachtel.

Dennoch wurde bis zum Schlusspfiff gezittert, denn dem eingewechselten Chilenen Matías Marín war in Minute 90 noch ein kurioser Freistoßflankenanschlusstreffer aus über 45 Metern gelungen. Tormann Romero schaute dem Aufsetzer nur noch verdutzt hinterher. Sechs Spieltage vor Abschluss der Gruppenphase hat Boca jetzt nur noch einen Punkt Abstand auf den vierten Platz, dem letzten, der für die Viertelfinals qualifiziert. Wieviel der Dreier gegen Belgrano wert ist, können die Xeneizes schon am Mittwoch abend (Ortszeit) bei ihrem Gastspiel gegen Unión in Santa Fe unter Beweis stellen. Die darauffolgenden fünf Spiele sind jedenfalls alles Endspiele gegen Mitbewerber.

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