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Aus: Ausgabe vom 19.02.2024, Seite 12 / Thema
Namensstreit

Unerwünschte Antifaschistin

Ein fragwürdiges Gutachten dokumentiert den Umgang mit der Erinnerung an die Grafikerin Lea Grundig in Dresden
Von Peter Michel
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Lea Grundig: Gestapo im Haus, Blatt 10 aus der Folge »Unterm Hakenkreuz«, Radierung (1935)

»Ein Kunstwerk ist gut, wenn es aus ­Notwendigkeit entstand. In dieser Art ­seines Ursprungs liegt sein Urteil.«

Rainer Maria Rilke

Im April 2021 unterbreitete der Dresdener Stadtbezirksbeirat Altstadt den Vorschlag, einer neu entstehenden öffentlichen Verkehrsfläche zwischen dem Käthe-Kollwitz-Ufer und der Florian-Geyer-Straße den Namen Lea-Grundig-Straße zu geben. Die Arbeitsgruppe Straßennamen der Stadt sprach sich – zumindest vorerst – gegen diesen Vorschlag aus, weil Holger Starke, Kurator des Dresdener Stadtmuseums, ein Gutachten verfasst hatte, in dem Lea Grundigs Wirken in der DDR als fragwürdig dargestellt wird. Sie sei im sozialistischen Deutschland glorifiziert worden, heißt es dort. Es sei noch nicht belegbar erforscht, wie sie einzuordnen sei. Lea Grundig sei nach ihrer Rückkehr aus Palästina schnell aufgestiegen, sei Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler und Mitglied des ZK der SED gewesen, habe möglicherweise Künstler an ihrer Arbeit gehindert usw. Genauere Untersuchungen seien daher notwendig. Nach diesem Gutachten blieb der Stadtbezirksbeirat Altstadt gleichwohl bei seiner Haltung, eine Straße nach Lea Grundig zu benennen.

Die Kulturbürgermeisterin Dresdens, Annekathrin Klepsch (Die Linke), schrieb in einer Stellungnahme: »Vor dem Hintergrund, dass sich im Jahr 2023 nicht nur der Beginn der Nazidiktatur zum 90. Mal jährt, sondern auch der 90. Jahrestag der ersten Ausstellung sogenannter ›entarteter Kunst‹ im Deutschen Reich in Dresden und der 80. Jahrestag der Deportationen jüdischer Menschen aus Dresden in das Vernichtungslager Auschwitz, wäre es ein wichtiges Zeichen, in der Landeshauptstadt Dresden eine Straße nach der jüdischen Künstlerin Lea Grundig zu benennen, die selbst mit Ausstellungsverbot belegt wurde. (…) Leider reiht das Gutachten eine Reihe von Behauptungen und Mutmaßungen aneinander, ohne selbst entsprechende Quellen zu benennen.« Klepsch warnte davor, »dass im Jahr 90 nach dem Beginn der NS-Diktatur die Person Lea Grundig ein weiteres Mal Opfer einer politischen Auseinandersetzung in der öffentlichen Debatte wird«. Der CDU-Stadtrat Mario Schmidt meinte, es gebe Zweifel, die zuerst beseitigt werde müssten. Tilo Kießling, Stadtrat der Partei Die Linke, hielt dagegen die Haltung des Stadtbezirksbeirats Altstadt für konsequent und mutig; es sei gut, sich nicht beirren zu lassen. Dresden stünde eine Lea-Grundig-Straße gut zu Gesicht.1

Verhinderung als Vorsatz

Nun wurde von der Kulturbürgermeisterin ein neues Gutachten in Auftrag gegeben. Gutachter waren die Historikerinnen Jeanette van Laak und Lisa Weck von der Universität Halle-Wittenberg. Das Gutachten, das sich auf zugängliche Quellen und Archivunterlagen stützt, liegt seit November 2023 vor. Es steht für jeden zugänglich im Internet.2 Beide Gutachterinnen kennen die DDR aus der gängigen Literatur, aus Archiven, wissenschaftlichen Arbeiten und anderen Quellen, nicht aus persönlichem Erleben. Das kann man ihnen nicht vorwerfen. Sie müssen aber mit kritischen Einwänden von Zeitzeugen rechnen. Zu Beginn weisen sie richtig darauf hin, dass sie keine vollständige biographische Darstellung leisten konnten. Lea Grundigs Leben in wechselnden politischen Systemen und ihre Funktionen und Tätigkeiten verlangten eine breitere Kontextualisierung; sie sei als Jüdin und Westemigrantin wiederholt in den verschiedenen Jahrzehnten und politischen Systemen Erfahrungen der Ausgrenzung, des Antisemitismus und der Verfolgung auch unter dem »Stalinismus« ausgesetzt gewesen.

Jeder, der sich für Leben und Werk Lea Grundigs interessiert, kennt ihren dramatischen Lebensweg aus den von Hans und Lea Grundig selbst verfassten Büchern3, aus den Arbeiten von Erhard Frommhold, Günter Feist, Wolfgang Hütt, Ulrike Krenzlin und anderen Kunstwissenschaftlern und aus den Forschungsarbeiten von Maria Heiner, die Lea Grundig bis zu ihrem Tod begleitete, ihr Wirken in Israel erforschte, eine Vielzahl von Publikationen über sie schrieb und an einem umfassenden Werkverzeichnis arbeitet.4 Ein großes Verdienst Maria Heiners besteht in der Entdeckung zahlreicher Kinderbuchillustrationen, die Lea Grundig in Israel schuf, als es darum ging, geflohenen und in Israel aufgenommenen Kindern die hebräische Sprache zu vermitteln.5

Bis in die Gegenwart organisierte Maria Heiner Ausstellungen zu Leben und Werk Grundigs. In der Ladengalerie der jungen Welt präsentierte sie zwei Expositionen: den grafischen Zyklus »Im Tal des Todes«, der die Leiden in den Konzentrationslagern und die faschistischen Verfolgungen zum Inhalt hat, und die Kinderbuchillustrationen aus Israel. In der Berliner Galerie der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde sah man Grafiken von Hans und Lea Grundig zu gleichen Themen. Die Dresdener Galerie Mitte zeigt in ihrem Kabinett seit dem 8. Februar und noch bis zum 6. April 2024 Linolschnitte von Hans und Lea Grundig aus der Asso-Zeit (Assoziation revolutionärer bildender Künstler, 1929–1933); auch die im November 2023 eröffnete Ausstellung »Vergesst es nie! Im Tal des Todes« mit Grafiken Grundigs in den Räumen der »Wir AG« am Lutherplatz in Dresden-Neustadt ist noch zu sehen. Erst kürzlich gab es an der Humboldt-Universität ein erfolgreiches, öffentlich zugängliches Forschungsprojekt zu Leben und Werk Lea Grundigs von Studentinnen des Instituts für Europäische Ethnologie unter der Leitung von Sigrid Jacobeit.

Wozu also ein neues Gutachten? Waren die seit langem bekannten Forschungsergebnisse nicht gut genug? Die beiden Historikerinnen, die zu Beginn ihres Textes so bescheiden auftreten, bleiben nicht nur weit hinter dem Stand der bisherigen Forschung zurück. Ein Gutachten sollte sich auf Fakten konzentrieren und die Wertung denen überlassen, die es zur Entscheidung angefordert haben. Diesem Anliegen wird ihr Gutachten nicht gerecht. Meinungen sowohl der Gutachterinnen als auch aus dritter oder vierter Hand werden vermischt. Hinzu kommen Spekulationen und unbewiesene Behauptungen. Durchaus leicht zugängliche Fakten werden dahingegen weggelassen. Man kann nur zu dem Schluss kommen, dass das Gutachten offenbar dem Vorsatz dient, eine Lea-Grundig-Straße zu verhindern.

Wohnung zur Verfügung gestellt

Die Stasischnüffelei war schon immer ein Mittel, im Deutschland nach 1990 Totschlagargumente zu liefern. Im Gutachten steht auf Seite 21: »In den Beständen des Stasi-Unterlagen-Archivs findet sich eine auf das Frühjahr 1954 datierte Verpflichtungserklärung als ›geheimer Informator‹ (GI). Die Erklärung wurde am 22. Februar 1954 handschriftlich von Hans Grundig angefertigt, er und seine Frau unterschrieben sie anschließend gemeinsam. Darin erklärten sie sich bereit, einen Raum in ihrem Einfamilienhaus in der Donndorfstraße 35 als ›konspiratives Zimmer‹ (KW) für das SfS6 bereitzustellen, in dem sich Inoffizielle Mitarbeiter mit ihren Führungsoffizieren treffen sollten. Als Deckname wählten sie ›Feuervogel‹.«

Liest man diese Verpflichtungserklärung, so findet sich darin nichts von einem »geheimen Informator«. Sie beschränkt sich auf die Zurverfügungstellung der konspirativen Wohnung. Hier wurde durch die Gutachterinnen etwas hinzuerfunden. Das SfS benutzte damals Vordrucke als Aktenspiegel, die für verschiedene Kategorien genutzt werden konnten, für »geheime Informatoren«, für »Hauptinformatoren«, für »geheime Mitarbeiter« und »Inhaber einer konspirativen Wohnung«. Die jeweilige Kategorie wurde beim Anlegen dieser Akte unterstrichen. Dieses Schriftstück ist nur auf den Namen Hans Grundig ausgestellt. Dass er »Inhaber einer konspirativen Wohnung« gewesen ist, wird durch Unterstreichung hervorgehoben. Im Text wird diese Kategorie noch einmal explizit wiederholt. Es ging also nicht um »geheime Informatoren«. Haben die beiden Gutachterinnen nicht genau gelesen, oder wollten sie bewusst irreführen? Auf das Aktenblatt ist ein Passfoto Hans Grundigs geklebt. Man sieht, dass er krank ist; er litt unter einer unheilbaren Tuberkulose, die er sich in der KZ-Haft und im Krieg – die Nazis steckten ihn in ein Strafbataillon – zugezogen hatte und an der er am 11. September 1958 starb.

Nach sechs Monaten, am 30. August 1954, wurde die Verbindung zu dem Sicherheitsorgan abgebrochen. Im entsprechenden Beschluss steht, »dass die vorliegenden Verhältnisse ein Weiterbestehen der Wohnung als KW nicht mehr zulassen«. Ein wichtiger Grund war sicher der Gesundheitszustand Hans Grundigs. Dass sich Hans und Lea Grundig damals bereit erklärten, einen Treffpunkt zur Verfügung zu stellen, hängt wohl mit ihren Erfahrungen aus der illegalen Widerstandsarbeit während des Faschismus zusammen. Sie wollten damit einen Staat schützen helfen, für den sie sich engagiert hatten. Das kann nur jemand verstehen, der die Geschichte aus eigenem Erleben kennt. Beide Grundigs haben keine Berichte geschrieben und sich der »Stasi« auch nicht angedient.

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Wie man als quellenkundiger Historiker aus der MfS-Akte Hans Grundigs eine Tätigkeit als »Geheimer Informator« herauslesen kann, bleibt ein Rätsel

Ein beschämender Vorgang

Während einer Konferenz im November 2021 über die Willi-Sitte-Retrospektive in Halle (Saale) bemerkten junge Kunsthistoriker kritisch, dass bei westlichen Künstlern die Verstrickung mit der Macht kaum, aber bei Sitte mit der Goldwaage gemessen werde. Diese Erkenntnis trifft ebenfalls auf Hans und Lea Grundig zu.

Ich kannte Lea Grundig seit dem Ende der 1950er Jahre bis zu ihrem Tod 1977 und habe sie als warmherzige, mütterliche Frau in Erinnerung, die aus ihrer dramatischen jüdischen Biographie auch jene Toleranz und Hilfsbereitschaft gewann, die sie im Umgang mit anderen Menschen pflegte. Dass sie – wie ihr Mann Hans – sozialistisch dachte und handelte, war die Folge ihrer Lebenserfahrungen. Sie vertrat offen ihren Standpunkt und konnte auch unbequem werden, wenn sie zum Beispiel als Präsidentin der weltweiten Ausstellung »Intergrafik« von Alfred Kurella angegriffen wurde, der ihr vorwarf, nicht die Linie des »sozialistischen Realismus« zu vertreten. Mir ist auch kein Fall bekannt, wonach sie in ihrer sechsjährigen Tätigkeit als Präsidentin des Künstlerverbandes die Behinderung oder gar den Ausschluss von Künstlern betrieb. Auch der in Greifswald tätige Kunstwissenschaftler Günter Bernhardt erinnerte in der Ostseezeitung vom 3. Juli 2009 daran, wie Lea Grundig Menschen, die in Not waren, half und wie sie sich für ihre Kollegen einsetzte.

Aber die Unterstellungen der beiden Gutachterinnen geistern jetzt durch die Medien. Lea Grundig wird öffentlich belastet, als »geheime Informantin« der Staatssicherheit tätig gewesen zu sein. In einem Leserbrief schrieb eine Dresdnerin, sie sei gegen die Benennung einer Straße nach Lea Grundig, weil sie diese Frau nicht kenne. Das ist kein Wunder. Seit der »Wende« wird Lea Grundig in den meisten offiziellen Medien verschwiegen. Zunächst war vorgesehen, die Entscheidung über den Umgang mit Lea Grundig vielleicht nach einer Sonderausstellung des Stadtmuseums zu dieser Künstlerin im Jahr 2025 zu treffen. Doch diese Ausstellung ist nun gestrichen worden.

Wie lange wollen ehrliche Antifaschisten dieses beschämende Vorgehen noch zulassen? Wann zieht in die Kunststadt Dresden Vernunft ein? Wann wird begriffen, dass Lea Grundig nach Käthe Kollwitz die bedeutendste deutsche Künstlerin des 20. Jahrhunderts war? Geben wir die Hoffnung nicht auf.

Anmerkungen

1 https://t1p.de/Grundig

2 https://www.dresden.de/media/pdf/kulturamt/Weck_van-Laak_-Gutachten-zu-Lea-Grundig_2023.pdf

3 Vgl. Lea Grundig: Gesichte und Geschichte, Berlin 1984 (10. Aufl.); Hans Grundig: Zwischen Karneval und Aschermittwoch. ­Erinnerungen eines Malers, Berlin 1975 (11. Aufl.)

4 Siehe: Maria Heiner: Lea Grundig. Kunst für die Menschen, Berlin 2016

5 Lea Grundig: Unter dem Regenbogen. Illustrationen aus ­hebräischen Kinder- und Jugendbüchern, hg. von Maria Heiner, Leipzig 2023

6 Staatssekretariat für Staatssicherheit

Biografisches über Lea Grundig

1906 Am 23. März als Lea Langer in Dresden in einer traditionell streng ­religiösen jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Die Eltern waren aus Galizien eingewandert.

1920–24 Mitglied im zionistischen Jugendbund »Blau-Weiß«

1922–24 Studium an der Dresdner Kunstgewerbe-Schule und an der »­Wegschule« Edmund Kersting

1924–26 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Dresden

1926 Während der Studienzeit mit Hans Grundig, Fritz Skade, Wilhelm Lachnit u. a. gemeinsamer Eintritt in die KPD

1926–27 Der Vater schickt die noch nicht volljährige Lea nach Heidelberg in ein Sanatorium, um sie mit psychoanalytischen Methoden von ihrer Liebe zu Hans Grundig und der neuen Weltanschauung zu trennen.

1928 Heirat mit Hans Grundig, fortan gemeinsame künstlerische Arbeit. Zahlreiche Tuschpinselzeichnungen von Kindern ihrer Umgebung.

1929 Gründungsmitglied der »Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands« (Asso) in Dresden (Verbot 1933). Beginn der Folge von Linolschnitten (bis 1931)

1932 Reise nach Zürich zur Tänzerin Sonja Markus-Salati. Begegnung mit der Zeichnerin Helen Ernst

1933 Beginn der Nazidiktatur mit politischer und rassistischer ­Verfolgung. Hans Grundig kauft eine Kupferdruckpresse. Es entstehen bis 1938 expressive Radierzyklen: »Frauenleben«, »Unterm Hakenkreuz«, »Krieg droht!«, »Der Jude ist schuld« und »Zum Spanienkrieg«. Die politischen Radierungen entstehen illegal und müssen ­wegen ­zahlreicher Haussuchungen der Gestapo versteckt werden. Neben Radierungen auch Federzeichnungen mit Straßenszenen in ­Nazideutschland.

1934 Reise ins Tessin zu Sonja und Vinicio Salati

1935 Lea Grundig erhält aufgrund der Nürnberger Rassegesetze Arbeits- und Ausstellungsverbot.

1936 Erste Verhaftung zusammen mit Hans Grundig nach einer Reise in die Schweiz

1938–39 Mehrmalige Verhaftung beider Grundigs. Hans Grundig wird in das KZ Sachsenhausen deportiert. Lea Grundig gelingt nach 20 Monaten Inhaftierung – einen Tag vor ihrem Abtransport in das KZ Ravensbrück – die Emigration

1939–40 Emigration in die Slowakei. Aufenthalt im Flüchtlingslager »Patronka« am Rand von Bratislava, Weitertransport auf der Donau nach Tulcea (Rumänien). Mit dem Flüchtlingsschiff »Pacifique« Ankunft im Hafen von Haifa. Als Gefangene der Engländer Umquartierung auf das im Hafen liegende, requirierte französische Passagierschiff »Patria« zur weiteren Deportation nach Mauritius im Indischen Ozean. Am 25. November 1940 sprengen Mitglieder der zionistischen Untergrundorganisation Haganah ein Leck in die »Patria«, um die Flüchtlinge als Schiffbrüchige an Land zu bringen.

1940–41 Internierung im Lager Atlit bei Haifa

1941–48 Aufenthalt in Haifa und Tel Aviv. Ausstellungen in Atlit, Haifa, Jerusalem, Tel Aviv und Johannisburg

1948–49 Rückkehr über Prag nach Dresden

1949 Am 1. Juli Berufung zur Professorin für Grafik und Malerei mit eigenem Lehrstuhl an die Hochschule für Bildende Künste Dresden. Grundig wird jedoch wegen Auseinandersetzungen um das zukünftige Profil der Hochschule nicht eingestellt.

1950 Beginn der Lehrtätigkeit an der Hochschule

1951 In dem Artikel in der Täglichen Rundschau »Wege und Irrwege der modernen Kunst« werden ihre Bilder aus dem Holocaustzyklus als »Kult des Hässlichen« diffamiert. Sie wird Opfer der Formalismusdebatte.

1950–52 Abgeordnete des Sächsischen Landtages

1952–57 Bezirkstagsabgeordnete in Dresden

1958 Erste Ausstellung des Gesamtwerks von Hans und Lea Grundig im Albertinum Dresden. Am 11. September Tod Hans Grundigs

Seit 1960 Zeichnungen von zahlreichen Reisen: China, Rumänien, Kuba, Kambodscha, Ceylon, Usbekistan

1961 Mitglied der Deutschen Akademie der Künste

1963 Auf dem VI. Parteitag der SED Wahl zum Mitglied des ZK der SED

1964–1970 Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler

1965 Initiierung der periodischen Ausstellung »Intergrafik«

1967 Zweite große Personalausstellung im Albertinum Dresden und in der Nationalgalerie Berlin

1972 Ehrendoktor der Universität Greifswald, Gründung der dortigen Hans-und-Lea-Grundig-Stiftung (jetzt Teil der Rosa-Luxemburg-Stiftung)

1975–76 Dritte Personalausstellung in Berlin, Dresden und Leipzig

1977 Am 10. Oktober Tod auf einer Mittelmeerreise. Beisetzung am 21. Oktober neben Hans Grundig im Kleinen Ehrenhain auf dem Heidefriedhof Dresden

Ihr Œuvre umfasst etwa 4.200 Werke, davon entstanden ca. 1.200 in Palästina.

(Zusammengestellt nach dem von Maria Heiner erarbeiteten Katalog »Lea Grundig. Unterm Hakenkreuz. Radierungen der Dreißigerjahre aus der Sammlung Maria Heiner«, o. J.)

Peter Michel schrieb an dieser Stelle zuletzt am 18./19. November 2023 über den Plakatkünstler, Buch- und Schriftgestalter Gert ­Wunderlich.

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  • Leserbrief von Erhard Kiehnbaum aus Greifswald (28. Februar 2024 um 12:08 Uhr)
    Schon vor Jahren legte die Universität in Greifswald den von Lea Grundig gestifteten Preis auf Eis. - Von Antisemitismus war nicht die Rede. Als ein kranker Hermann Axen auf dem Krankenbett öffentlich vorgeführt wurde, war von Antisemitismus nicht die Rede.
    Nur zwei Beispiele für latenten Antisemitismus in der Mitte der bundesrepublikanischen Gesellschaft.
    Ich hätte mir gewünscht, die Bemühungen, eine Straße nach Lea Grundig zu benennen zu verhindern, wären in dem verdienstvollen Beitrag von Peter Michel in der jW vom 19. Februar 2024 als Antisemitismus gegeißelt worden.
  • Leserbrief von Christian Helms aus Dresden (20. Februar 2024 um 14:37 Uhr)
    Lea Grundig war Antifaschistin, Kommunistin und Jüdin. Nur durch Flucht vor den Nationalsozialisten, nur durch Emigration konnte sie ihr Leben retten. Nach dem Kriegsende entschied sie sich zur Rückkehr in die sowjetische Besatzungszone, die spätere DDR. Die schlimmsten Nationalsozialisten waren verurteilt, geflohen oder untergetaucht. Und die Kräfte, die ihnen zur Macht verholfen haben, die gleichen wirtschaftlichen und politischen Eliten, die Deutschland in die Katastrophen des 1. und des 2. Weltkrieges geführt haben, waren in der sowjetischen Besatzungszone entmachtet. Viele Menschen hofften auf ein neues, friedliches Deutschland. Viele Emigranten kehrten deshalb in diesen Teil Deutschlands zurück. So auch Lea Grundig. Dass sie diesen Staat unterstützt hat, dass deshalb eine neue Straße nicht ihren Namen tragen soll, das nicht an einen mutigen Menschen erinnert werden soll, der sich unter Einsatz seines Lebens den Nazis entgegengestellt hat, ist angesichts der neuen Nazis unfassbar.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (18. Februar 2024 um 21:01 Uhr)
    Die Inquisition des Mittelalters ist zurück. Nun trifft die Moralkeule der »Werte«fanatiker also Lea Grundig. Es dreht einem einfach das Herz im Leibe um, wie in jenem Lande, in dem einst Goethe und Schiller lebten, Kultur und Kunst von nichtahnenden Banausen in den Dreck getreten werden dürfen, weil sie in der DDR ihre Heimat gefunden hatten. Kulturloser kann jenes Land nicht werden, das überall in der Welt mit seinen »überragenden Werten« hausieren geht und sich dabei ständig bis auf die Knochen blamiert.

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