4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 02.09.2023, Seite 10 / Feuilleton
Oper

Sie darf wieder singen

Die Staatsoper Unter den Linden in Berlin will die Arbeit mit der russischen Sängerin Anna Netrebko wieder aufnehmen. Die Leitung der Oper habe sich »eingängig« mit der 51jährigen »beschäftigt«, das klingt dann so: »Es ist wichtig, hier differenziert vorzugehen und zwischen vor und nach dem Kriegsausbruch zu unterscheiden. Anna Netrebko hat seitdem keine Engagements in Russland angenommen, und es wurde uns seitens ihres Managements bestätigt, dass es auch weiterhin keinerlei Vorhaben für Auftritte in Russland gibt«, teilte die Staatsoper Unter den Linden am Donnerstag mit.

Sie habe sowohl durch ihr Statement als auch durch ihr Handeln seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine eine klare Position eingenommen und sich distanziert – »das gilt es anzuerkennen«. Ihren ersten Auftritt an der Staatsoper hat Netrebko wieder am 15. September in als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«. Zuvor hatte der Berliner Tagesspiegel über eine Petition berichtet, in der die Staatsoper aufgefordert wird, Netrebko nicht zu engagieren.

Die Staatsoper betonte Solidarität mit der Ukraine. »Ohne eine deutliche Positionierung der Künstlerin war und wäre eine weitere Zusammenarbeit für die Staatsoper Unter den Linden nicht tragbar.« Gleichzeitig sei der Staatsoper auch ein verantwortungsvoller Umgang mit den Künstlerinnen und Künstlern wichtig.

Netrebko war wegen ihrer angeblichen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 in die Kritik geraten. Es folgten Proteste, manche Opernhäuser hielten an Netrebko fest. Die Staatsoper legte Produktionen mit ihr kurzzeitig auf Eis, in Prag und in New York an der Met Opera folgten jedoch Konzertabsagen. Netrebko verklagte daraufhin die Met Opera auf Schadenersatz und monierte in ihrer Klage, durch öffentliche Erklärungen gegen die russische Führung Engagements an russischen Theatern verloren und ihre Familie in Russland in Gefahr gebracht zu haben.

In ihrem Statement vom März 2022 betonte sie: »Tatsächlich habe ich Präsident Putin in meinem ganzen Leben nur eine Handvoll Mal getroffen, vor allem im Rahmen von Verleihungen von Auszeichnungen für meine Kunst oder bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Ich habe ansonsten nie finanzielle Unterstützung von der russischen Regierung erhalten und lebe in Österreich, wo ich auch steuerlich ansässig bin.« (dpa/jW)

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