4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 01.03.2016, Seite 10 / Feuilleton

Bachab, bitte

Von Wiglaf Droste

Noch am Samstag vor der Abstimmung hatte mir Freund Boni aus Zürich geschrieben: »Morgen nachmittag wird sich klären, ob die Schweiz künftig zum Apartheid-Schurkenstaat wird. Falls die SVP-Initiative angenommen wird, dann leben wir hier definitiv in einem Arschlochland, das es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Es scheint knapp zu werden, aber noch ist Hoffnung ...«

Die Hoffnung trog ihn diesmal nicht, denn die von der SVP eingebrachte »Volksinitiative zur Durchsetzung der Ausschaffung krimineller Ausländer«, kurz »Durchsetzungsinitiative«, wurde am 28. Februar 2016 zunächst einmal erfreulich deutlich abgelehnt. »Volk und Stände«, so formulierten es Schweizer Medien, »haben die SVP-Initiative bachab geschickt. Mit einem Nein-Stimmenanteil von 58,9 Prozent fiel der Entscheid überraschend deutlich aus. Ausschlaggebend war die hohe Stimmbeteiligung.«

Woraus man erkennen kann, dass die Eigenheiten der Schweizer Sprache, die Helvetismen, in ihrer Bildhaftigkeit oft sehr deutlich und konkret sind: Rechtsradikale und andere Eiterschwämme »bachab schicken« ist eine feine Sache, den Soundtrack liefern Bachab Turner Overdrive mit »They ain’t got bachab now, ta-damm, but we’ll keep tryin«, und ein Ingeborg-Bachab-Preis gegen alle, die das Rad ab haben und sich deshalb als Vertreter des »Normalen« inszenieren, wäre mir ebenfalls willkommen. »Bachab« ist keine Mischung aus Bachelor und Kebab, sondern ein kräftiges Tschüssikowski.

Dass die Schweizer Rechtsaußen, die tief aus dem Innern der Schweizer Bevölkerung kommen beziehungsweise genau dort Fuß fassen wollen, 41,1 Prozent der tätigen Abstimmer auf ihrer nestlé-braunen Seite haben, ist so wenig angenehm wie verwunderlich; durch einen gewonnenen Volksentscheid sind diese polizeistaatsgierigen Apartheiden ja nicht verschwunden. Blocher, Köppel und ihre Leute werden weiter hetzen, geifern und verleumden, bis man sie restgültig gebirgsbachab geschickt hat, ohne Schwimmweste und Rettungsring, und sie zahnersatzknirschend das halten müssen, was bei Wesen aus der Welt des Humanen Mund genannt wird. Wie das bei SVPisten heißt, entzieht sich meiner Kenntnis, aber vielleicht gibt es einen schön treffenden Helvetismus für Klappe, Futterluke und Lügenmaul statt Löwenmäulchen?

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