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Aus: Ausgabe vom 18.03.2014, Seite 13 / Feuilleton

Victor Grossman liest

Der GI Steven Wechsler war 1952 in Bayern stationiert, als er die Aufforderung erhielt, vor einem US-Militärgericht zu erscheinen. Der Vorwurf: Er habe seine Mitgliedschaft in linken Organisationen und der Kommunistischen Partei der USA auf einem Fragebogen der Armee verschwiegen. Der Soldat hatte keine Lust auf McCarthy-Blödsinn und eventuell lebensgefährliche Inhaftierung, fuhr nach Österreich, sprang bei Linz in die Donau, tauchte in der damaligen sowjetischen Besatzungszone am anderen Ufer wieder auf und wurde – zum Schutz seiner Familie in den USA – Victor Grossman. Der war in der DDR Journalist, schrieb populäre Kinderbücher und engagierte sich für die Verbreitung politischer Lieder aus den USA. Ein Neffe seiner Geschichtslehrerin hieß Pete Seeger. Victor Grossman sagt von sich, er sei der einzige, der ein Diplom der Harvard University und der Karl-Marx-Universität Leipzig vorweisen könne. Nachzulesen ist das alles in seiner Autobiographie »Crossing the River«, die 2003 in den USA und jetzt auf deutsch erschien – so freundlich und gescheit geschrieben wie Victor ist. Heute stellt er das Buch um 19 Uhr in der jW-Ladengalerie, Torstr. 6, Berlin vor. (jW)

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