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Aus: Ausgabe vom 06.09.2013, Seite 15 / Feminismus

Ungewöhnlich ­selbstbestimmt

Köln. Am Montag erinnerte der Deutschlandfunk mit einem Porträt anläßlich ihres 250. Geburtstages an die Schriftstellerin und Übersetzerin Caroline Schelling (1763–1809). Was für ein Leben – und das im 18. Jahrhundert! Drei Ehen, vier Kinder, von denen drei früh starben, darunter ein uneheliches mit einem französischen Offizier (»ein Kind der Glut und Nacht«, schrieb sie selbst) und viele Freundinnen und Freunde, unter ihnen führende Intellektuelle der Zeit wie Georg Forster. Ihr Verhältnis zu Goethe war ebenfalls ein besonderes. Caroline gilt bis heute als »bekannteste Frau der deutschen Romantik«.

Sie sympathisierte offen mit den Ideen der Französischen Revolution. Wegen ihrer Verbindungen zu führenden Mainzer Jakobinern wurde sie 1793 für drei Monate inhaftiert. Eine Eingabe ihres Bruders an den preußischen König Friedrich Wilhelm II. brachte ihr die Freiheit. Doch fortan blieb Caroline in Deutschland als »leichtfertige« Frau und »Democratin« gesellschaftlich geächtet. Sie wurde weiter politisch verfolgt und offenbar permanent überwacht, verlor Freunde und hatte zunehmend Schwierigkeiten, eine Unterkunft zu finden. Unter diesen Bedingungen nahm Caroline, geborene Michaelis und verwitwete Böhmer, 1796 einen Eheantrag von August Wilhelm Schlegel an, mit dem sie nach Jena zog. Diese Verbindung ermöglichte ihr die Rückkehr in ein bürgerliches Leben. 1798 begann sie eine Liebesbeziehung mit dem zwölf Jahre jüngeren Philosophen Friedrich Schelling, die von Schlegel toleriert wurde. Im Jahr 1800 verstarb ihre 15jährige Tochter Auguste – ein für sie kaum zu ertragender Verlust. 1803 folgte die Scheidung von Schlegel und die Heirat mit Schelling. Üble Nachrede und gesellschaftliche Ausgrenzung – maßgeblich betrieben von anderen Frauen – begleiteten sie bis zu ihrem frühen Tod.(jW)



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