4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 05.12.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Biographisches: Milos Jakes

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Milos Jakes wurde am 12. August 1922 in Ceske Chalupy bei Cesky Krumlov in der Tschechoslowakei in einer kleinbäuerlichen Familie geboren. Da für seine Eltern ein höherer Schulbesuch unerschwinglich war, kam er auf eine Internatsschule des Bata-Konzerns – Weltmarktführer in der Schuhproduktion in den 30er Jahren und heute wieder größter Schuhproduzent der Welt. Er wurde dort zum Elektrotechniker ausgebildet, arbeitete zunächst als Monteur und legte 1944 das Abitur mit Auszeichnung ab. Im Mai 1945 trat er der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KPTsch) bei, arbeitete in deren Jugendverband CSM und war von 1947 bis 1952 in kommunalen Verwaltungen tätig. Danach absolvierte er ein Studium an der Parteihochschule des ZK der KPdSU in Moskau, kehrte 1956 zurück und arbeitete im Apparat der KPTsch. 1966 wurde er zum Mitglied der Zentralen Kontroll- und Revisionskommission der KPTsch gewählt, zwei Jahre später zu deren Vorsitzendem. Ab 1977 war er Mitglied des Zentralkomitees, ab 1981 des Präsidiums des Zentralkomitees. Von 1987 bis 1989 war er Generalsekretär der Partei. Am 24. November 1989 trat er von seinem Amt zurück und wurde am 5. Dezember 1989 aus der Partei ausgeschlossen. 2003 wurde er zusammen mit einigen anderen ehemaligen KPTsch-Funktionären wegen seiner Haltung im Jahr 1968 vor Gericht gestellt, erhielt aber keine Strafe.

Seinem Rücktritt im Herbst 1989 war eine Studentendemonstration am 17. November in Prag vorausgegangen, an der sich 15000 Menschen beteiligten. Am Tag danach wurde von einer Angestellten des Innenministeriums das Gerücht verbreitet, die Polizei habe einen Studenten namens Martin Smid zu Tode geprügelt. Die Nachricht wurde von Dissidenten an Radio Free Europe geleitet und von dort noch am selben Abend im Land und von Reuters international verbreitet. Viele Menschen in der CSSR reagierten schockiert und landesweit mit Demonstrationen auf die »Information«. Den angeblich toten Studenten spielte der Leutnant der tschechischen Staatssicherheit Ludvik Zifcak, der an der Spitze der Demonstration marschierte und einen Schlag mit einem Polizeiknüppel erhielt. Am 24. November forderten u. a. der Schriftsteller Václav Havel und der KPTsch-Chef von 1968, Alexander Dubcek, den Rücktritt von Jakes und dem gesamten Politbüro, der auch erfolgte.

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