Aus: Ausgabe vom 15.10.2012, Seite 3 / Schwerpunkt
Erklärung: Gerechtes Afghanistan
Zum Abschluß der Konferenz in Bonn wurden folgende Forderungen erhoben:
(…) Entgegen den Aussagen der Bundesregierung bestimmen Krieg, Leid, Tod und Zerstörung das tägliche Leben der Menschen in Afghanistan. Dies belegen: die zunehmende Anschlagserie und die steigenden Opferzahlen der Zivilgesellschaft; die größten materiellen Verluste der NATO-Truppen seit 2001 im August 2012; die Aussagen des Generalsekretärs der NATO, Rasmussen, vom 2. Oktober 2012; der neueste Bericht der International Crisis Group; der Bericht des bisherigen Leiters des Roten Kreuzes in Kabul; der geheimgehaltene Bericht des Bundesnachrichtendienstes; der Rückzug der Heinrich Böll Stiftung aus Kabul.
Eine kaum zu beschreibende Korruption, Drogenökonomie, tägliche Mißachtung der Frauen- und Menschenrechte – das ist die Realität und verweist alle Berichte der Bundesregierung in den Bereich der Schönfärberei. (…)
Die Vision eines gerechten Afghanistans hat viele Facetten, (…) Hierzu gehören: Ein umfassender, lang angelegter Versöhnungsprozeß nach 30 Jahren Krieg und Bürgerkrieg; eine gleichberechtigte Partizipation von Frauen auf allen Ebenen und ein System der Absicherung der Frauen- und Menschenrechte; ein umfassendes Bildungs- und Ausbildungssystem für jede und jeden; ein dezentrales Gesundheitssystem, zu dem alle Zugang haben; die umfassende Förderung einer nachhaltigen, dezentralen, kleinbäuerlichen Landwirtschaft, die in der Lage ist, das Land selbst zu versorgen und den Bauern ein Leben in Sicherheit und »kleinem« Wohlstand ermöglicht; eine ökonomische Entwicklung entsprechend der Kultur, der Umwelt und den Bedürfnissen des Landes.
Hilfe von außen tut Not. Die deutlich werdende Flucht aus der Verantwortung der NATO-Länder muß zugunsten eines von den Afghaninnen und Afghanen entwickelten und abgesicherten »Aufbauplanes« verändert werden. Hier ist die internationale Friedens- und Entwicklungsbewegung besonders gefordert. (...)
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