Leserbrief zum Artikel Aneignung linker Energien von rechts: Das Gespenst des Populismus
vom 14.01.2017:
Globalisierungsverlierer ernst nehmen
Danke für den hervorragenden Artikel, der ein tieferes Verständnis für das positive Echo auf rechtspopulistische Rhetorik gibt. Ist aber der schnelle Wandel, der bei Menschen eine Sehnsucht nach Beständigkeit hervorruft, die einzige Ursache für Unzufriedenheit, Unsicherheit und Zukunftsangst? Können materielle Interessen so einfach negiert werden?
Da Intellektuelle meist nicht unter Entbehrungen leiden und,wenn ja, diese durch theoretisches Reflektieren kompensieren können, neigen sie dazu, alltägliche materielle Probleme von Durchschnittsbürgern zu bagatellisieren. Zwar wird mit der permanenten Jagd nach neuen Verwertungsmöglichkeiten ein wichtiger Kritikpunkt benannt, der ein Höchstmaß an Flexibilität und Mobilität erzwingt und damit die Menschen verunsichert und sozial entwurzelt. Ein ebenso relevanter, für »Globalisierungsverlierer« wohl weitaus gravierenderer Aspekt sind Wohlstandseinbußen u. a. infolge von Produktionsverlagerungen, technologischen Erneuerungen und dem Einsatz von Marktmacht.
Angesichts eines globalen Überangebots an Produktionsstandorten können potentielle Investoren nationale Regierungen heute nach Belieben erpressen. Indem diese sich zu Sparmaßnahmen genötigt sehen, sinkt der Volkswohlstand. Parallel dazu nimmt die Verschuldung privater wie öffentlicher Haushalte zu. Nur so lässt sich die kaufkräftige Nachfrage aufrecht erhalten, ohne dass die Investitionen und Produktion massiv einbrechen würden.
Besteht die Misere der Linken tatsächlich im Insistieren auf jenen ökonomischen Aspekten oder nicht eher darin, dass Erwartungen geweckt werden, die angesichts tatsächlicher Sachzwänge (Exportabhängigkeit, Standortkonkurrenz, Gefahr von Steuerflucht) kaum realisierbar sind? Es sollte klargemacht werden, dass es zur Umsetzung linker Forderungen entweder globaler Übereinkünfte bedarf, um die Macht transnationaler Kapitalgesellschaften einzuschränken und Steuerflucht zu verhindern, oder einer Marktabschottung mittels Zöllen und Kapitalverkehrskontrollen.
Da Intellektuelle meist nicht unter Entbehrungen leiden und,wenn ja, diese durch theoretisches Reflektieren kompensieren können, neigen sie dazu, alltägliche materielle Probleme von Durchschnittsbürgern zu bagatellisieren. Zwar wird mit der permanenten Jagd nach neuen Verwertungsmöglichkeiten ein wichtiger Kritikpunkt benannt, der ein Höchstmaß an Flexibilität und Mobilität erzwingt und damit die Menschen verunsichert und sozial entwurzelt. Ein ebenso relevanter, für »Globalisierungsverlierer« wohl weitaus gravierenderer Aspekt sind Wohlstandseinbußen u. a. infolge von Produktionsverlagerungen, technologischen Erneuerungen und dem Einsatz von Marktmacht.
Angesichts eines globalen Überangebots an Produktionsstandorten können potentielle Investoren nationale Regierungen heute nach Belieben erpressen. Indem diese sich zu Sparmaßnahmen genötigt sehen, sinkt der Volkswohlstand. Parallel dazu nimmt die Verschuldung privater wie öffentlicher Haushalte zu. Nur so lässt sich die kaufkräftige Nachfrage aufrecht erhalten, ohne dass die Investitionen und Produktion massiv einbrechen würden.
Besteht die Misere der Linken tatsächlich im Insistieren auf jenen ökonomischen Aspekten oder nicht eher darin, dass Erwartungen geweckt werden, die angesichts tatsächlicher Sachzwänge (Exportabhängigkeit, Standortkonkurrenz, Gefahr von Steuerflucht) kaum realisierbar sind? Es sollte klargemacht werden, dass es zur Umsetzung linker Forderungen entweder globaler Übereinkünfte bedarf, um die Macht transnationaler Kapitalgesellschaften einzuschränken und Steuerflucht zu verhindern, oder einer Marktabschottung mittels Zöllen und Kapitalverkehrskontrollen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 31.01.2017.