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Leserbrief zum Artikel Vergesst die Parlamente! vom 24.08.2015:

Führungsfrage

Ich stimme mit ihm in der Analyse durchaus überein, allerdings nicht mit deren Grundaussage. Es hat sich einiges verändert von Engels' Lebzeiten bis heute, es haben sich viel mehr jedoch die Umstände geändert als die grundlegende Strategie.

Ich bin nicht der Auffassung, dass Tsipras' Scheitern für Marxisten durch logische (oder von mir aus dialektische) Reflexion zum Verzicht der Bühne des Parlamentarismus führen muss. Wenn man dieser Meinung ist (wie vermutlich der Autor dieses Artikels), war man schon vor Tsipras dieser Meinung und braucht ihn nicht als Bestätigung, und jene, die nicht dieser Meinung sind werden nicht wegen Tsipras auf Grassrootbewegungen ohne Parteien(-system) setzen.

Tsipras', oder wie sich später herausstellte, Varoufakis Taktik "weder Krieg noch Frieden" mit der EU, war vom Grunde auf richtig. Ein Ausscheiden aus der EU hätte die schlimmste Bestrafung zur Folge gehabt: Das Abdrehen des Geldhahns - dazu muss hinzugefügt werden: unter der Bedingung, keinen Ersatzplan zu haben. Tsipras hätte durchaus den EU-Banken den Verlust ihres Vermögens androhen können, hätte er gedroht, die Drachme wieder einzuführen. Hat er aber nicht. Daher hat er verloren, er hatte keinen Ersatzplan.

Varoufakis hatte den, die EU hat Tsipras aber erpresst. Sein Verrat ist aber nur ein Ausdruck dessen, dass dieser in der Syriza eher rechts angesiedelt ist (Beweis: jetzige Spaltung).

Anzeichen dafür waren aber schon aus seinem Programm weit vorher ersichtlich. Tsipras steht weniger links als Varoufakis, und ich würde beide nicht als Sozialisten bezeichnen (Varoufakis: "Die Menschen wollten nicht den Sozialismus").
Fazit: Nicht die Taktik der Parteien ist falsch, sondern die Führung.
Markus Hauni
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