Leserbrief zum Artikel Sarrazin des Tages: Dietmar Bartsch
vom 08.12.2011:
Klassismus von Politikern
Klassendiskriminierende Äußerungen von Politiker_innen sind zu differenzieren. Sie können dazu da sein, Faulheitsdebatten auszulösen. Sie können eingesetzt werden, um rechtspopulistisch auf Stimmenanfang zu gehen. Sie können auch einfach nur ein diskriminierendes Weltbild dokumentieren. Oder - bestenfalls - können sie als nicht böse gemeinter Witz gemeint sein. Spitzenpolitiker_innen müssten sich allerdings über den Unterschied einer Rede und einer Unterhaltung im vertrauten Kreis bewusst sein.
Der Unterschied in der sozialen Absicherung und Anerkennung zwischen Mitgliedern des Bundestages und ALG-II-Bezieher_innen ist immens. Auch wenn sich Dietmar Bartsch politisch für Arbeitslose einsetzen sollte, bleibt der Unterschied bestehen. Ein politisches Engagement sollte ehrlich gemeint sein. Klaus von Dohnanyi unterstütze als zentrale Figur die Hamburger Schulreform, die dann scheiterte. Unmittelbar danach sprach er von "Sozialen Rassen" und dass nichts, aber auch gar nichts in Sarrazins "Deutschland schafft sich ab" falsch sei. Das Misstrauen ist also gerechtfertigt. Dietmar Bartsch sollte sich entschuldigen.