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13.11.2020 19:30 Uhr

Kuba hilft

Mediziner der Henry-Reeve-Brigade im Einsatz im italienischen Turin. Solidarische Unterstützung in Notzeiten
Von Federico Floris
Dr. Manuel Emilio Lopéz Sifontes vor seinem Einlass in die »rote Zone«: »Die größte Herausforderung war es, der Seuche gegenüberzutreten. Das war neu, und wir hatten so etwas noch nie gesehen, bevor wir in Italien ankamen. Das war der größte Ausbruch in dieser Zeit«
Der Epidemiologe ­Adrian Benitez, der für die ­Sicherheit des medizinischen Personals verantwortlich ist, hat schon gegen viele Seuchen gekämpft: Die Ebolaepidemie in Sierra Leone und Liberia, Cholera und das Denguefieber in anderen Ländern und Kontinenten
Bis zur totalen Erschöpfung: Dr. Abel Tobías Suarez Olivares nach einer seiner anstrengenden Schichten
Die »rote Zone« im provisorisch eingerichteten Krankenhaus im früheren Industriekomplex Officine Grandi Riparazioni in Turin
Voller Dankbarkeit: Die kubanischen Mediziner wie hier der Arzt Silvio leisten nicht nur physische Hilfe, sondern geben auch emotionale Unterstützung
Dr. Abel Tobías Suarez Olivares bereitet sich auf einen neuen anstrengenden Tag vor. Die große Dankbarkeit, die den kubanischen Medizinkräften entgegengebracht wurde, habe ihm geholfen, die kräftezehrende Arbeit durchzuhalten
Banner der internationalen Solidarität Kubas mit Italien am Eingang des provisorischen Krankenhauses in Turin
Zum Abschluss ihres Einsatzes singt die kubanische Brigade die Nationalhymne und wandert gemeinsam zum nahegelegenen Gebirgspass Colle del Lys, auf dessen Gipfel eine Gedenktafel Fidel Castro ehrt

Mehr als drei Monate lang hat die kubanische Henry-Reeve-Brigade, bestehend aus insgesamt 38 Ärzten, Krankenpflegekräften und Epidemiologen, im italienischen Turin Covid-19-Patienten versorgt und behandelt. In einem früheren Industriekomplex, dem Officine Grandi Riparazoni, war ein provisorisches Krankenhaus für Covid-19-Erkrankte eingerichtet worden.

Dank der Anfang April begonnenen intensiven Arbeit der kubanischen Brigade, deren spezifische Mission es ist, internationale medizinische Hilfe zu leisten, konnten gemeinsam mit dem von der lokalen Gesundheitsbehörde zur Verfügung gestellten Personal innerhalb von drei Monaten mehr als 170 Patienten geheilt und entlassen werden. Etwa 20 ehrenamtliche Übersetzer unterstützten die medizinische Versorgung.

In den ersten anderthalb Monaten war die Arbeitsbelastung enorm, die Brigade arbeitete unermüdlich in dem überfüllten Provisorium. Hinzu kamen zermürbende Schichten unter einem vollständigen Lockdown. Untergebracht waren die Brigadisten in nahegelegenen Unterkünften. Nach zwei durchgearbeiteten Wochen wurde ihnen klar, dass sie einen freien Tag pro Woche brauchten.

Einen Monat nach ihrer Ankunft in Italien und für den Rest ihres Aufenthalts konnte die Fotojournalistin Diana Bagnoli, unterstützt vom Journalisten Federico Floris, die tägliche Arbeit der Brigade in all ihren Phasen verfolgen. Von der »roten Zone«, in der die Patienten betreut wurden, über den gelben Bereich, der für Personalversammlungen vorgesehen war, bis hin zu den speziell für die kubanischen Ärzte organisierten Italienischsprachkursen.

Am Ende der Mission im Juli wurde der verantwortliche Manager der Brigade, Dr. Julio Guerra Izquierdo, von der Turiner Bürgermeisterin Chiara Appendino zum Ehrenbürger ernannt. Um die geleistete Arbeit zu feiern und zu würdigen, fand im Dora-Park ein Fest statt. Dort war auch ein der Brigade gewidmetes Wandgemälde entstanden.

Die humanitäre Hilfe beschränkte sich nicht nur auf Turin und Italien: Seit dem Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 wurden 2.900 kubanische Ärzte in 22 Länder entsandt, ganz unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Lage oder dem politischen System.

Die Henry-Reeve-Brigade war am 19. September 2005 von Fidel Castro gegründet worden, der erste Einsatz erfolgte wenige Tage später in Pakistan nach einem verheerenden Erdbeben. Das Angebot Kubas, auch in den Vereinigten Staaten nach dem zerstörerischen Hurrikan Katrina zu helfen, wurde von der US-Regierung unter George W. Bush abgelehnt. Der Auftrag dieser medizinischen Brigade ist rein humanitär: Das durchschnittliche Gehalt eines daran beteiligten kubanischen Arztes schwankt zwischen umgerechnet 150 und 170 Euro pro Monat. Ende September wurde die Henry-Reeve-Brigade für den Friedensnobelpreis 2021 vorgeschlagen.

Bagnoli bezeugt durch ihre Aufnahmen die unglaubliche Arbeit, die in Turin geleistet wurde.

Diese Arbeit wurde unterstützt durch den »National Geographic Society’s Emergency Fund for Journalists«

Die Kämpfe der sozialistischen Republik Kuba sind traditionell auch Thema bei der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz. Die nächste Konferenz findet am 9.1.2021 als ­Livestream-Veranstaltung statt. Infos: jungewelt.de/rlk.

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