General übernimmt
Von Philip Tassev
Ein deutscher General wird künftig die sogenannte Europäische Verteidigungsagentur (EVA) leiten. Vertreter der EU-Mitgliedstaaten folgten der Empfehlung von Kaja Kallas, EU-Beauftragte für Außen- und Sicherheitspolitik, und ernannten am Montag Generalmajor André Denk zum Generalsekretär der Rüstungsagentur. Denk folgt damit dem tschechischen Diplomaten Jiří Šedivý, der seit 2020 im Amt war. Es ist das erste Mal, dass ein hochrangiger Offizier die Führung der Agentur übernimmt. Der Generalmajor bringe »eine Fülle an operativer Erfahrung und ein tiefes Verständnis für den Verteidigungsbedarf Europas mit«, begrüßte Kallas am Montag in einem Statement die Ernennung. Die Arbeit der EVA »zur Entwicklung gemeinsamer militärischer Fähigkeiten und zur Förderung von Innovationen im Verteidigungssektor« sei noch nie so wichtig gewesen wie heute. Die Agentur werde unter der Führung von General Denk »eine Schlüsselrolle bei der Sicherstellung der Bereitschaft Europas für die kommenden Herausforderungen spielen«.
Mit den »kommenden Herausforderungen« ist der grenzenlose Aufrüstungs- und Kriegsvorbereitungskurs gemeint, den die EU-Staaten nicht erst seit Ursula von der Leyens 800-Milliarden-Euro-Plan »Rearm Europe« eingeschlagen haben. Denks Lebenslauf weist ihn offenbar als den geeignetsten Kandidaten aus, die »Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik« umzusetzen und die Vorgaben des im März vorgestellten »Weißbuchs zur europäischen Verteidigung« zu erfüllen. Der EU-Plan sieht vor, bis zum Jahr 2030 – dem Jahr, in dem Russland angeblich militärisch stark genug sei, EU- bzw. NATO-Staaten anzugreifen – »Fähigkeitslücken« zu schließen, die europäische Rüstungsindustrie zu fördern und einen EU-Binnenmarkt für Rüstung aufzubauen, die Ukraine militärisch und ökonomisch zu unterstützen, die militärische Anwendung von Innovationen wie KI und Quantentechnologie zu beschleunigen und die EU für »Worst-Case-Szenarien« vorzubereiten und zwar »durch verbesserte militärische Mobilität, Bevorratung und Stärkung der Außengrenzen, insbesondere der Landgrenze zu Russland und Belarus«.
Der Karriereoffizier Denk bringt die dafür nötige Expertise mit. Nach seiner Verwendung als Stabsoffizier, unter anderem als Kommandeur eines Logistikbataillons, als Dezernatsleiter Logistik beim Heeresführungskommando und als Gruppenleiter Logistik im Amt für Heeresentwicklung wurde er Anfang 2019 zum Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr ernannt, bevor er Ende 2020 seinen Dienst als »Director Logistics« beim EU-Militärstab in Brüssel antrat. Zuvor war er bereits mehrfach im Ausland stationiert, unter anderem in Bosnien, Afghanistan und Mali.
Anfang 2023 wechselte er schließlich als »Deputy Chief Executive«, also als stellvertretender Chef, zur EVA. In dieser Funktion organisierte er die gemeinsame Beschaffung von 155-Millimeter-Artilleriemunition für die ukrainischen Streitkräfte und die Auffüllung der Munitionsbestände der EU-Mitgliedstaaten, wie die Agentur in ihrer Mitteilung von Montag lobend erwähnte.
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