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Aus: Ausgabe vom 17.05.2024, Seite 1 / Ausland
China und Russland

»Neue Ära« zwischen Beijing und Moskau

Putin und Xi forcieren bilateralen Handel. Wille zum Frieden in der Ukraine betont
Von Jörg Kronauer
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Russlands Präsident Wladimir Putin (l.) auf Staatsbesuch beim Amtskollegen Xi Jinping

Russland ist weiterhin zu Verhandlungen über eine Beendigung des Kriegs gegen die Ukraine bereit. Das hat Präsident Wladimir Putin anlässlich seines Besuchs am Donnerstag in Beijing bestätigt. Er sei »offen für einen Dialog über die Ukraine«, bekräftigte Putin. Doch müssten die Verhandlungen »die Interessen aller Länder berücksichtigen, die in den Konflikt involviert sind, einschließlich unserer«. Chinas Präsident Xi Jinping betonte, auch Beijing hoffe unverändert auf eine »baldige Wiederherstellung von Frieden und Stabilität in Europa«, ganz wie Moskau betrachte man »eine politische Einigung als den richtigen Weg, um die Ukraine-Krise zu lösen«. Xi äußerte sich nicht zur Ukraine-Konferenz in der Schweiz, die vom Westen beworben wird. Auf ihr wird freilich nach heutigem Stand mit der sogenannten Friedensformel des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij faktisch Russlands bedingungslose Kapitulation gefordert.

Allgemein vereinbarten Xi und Putin die »Vertiefung der umfassenden strategischen Koordinationspartnerschaft« zwischen China und Russland »für die neue Ära«. Konkret ging es unter anderem um den Ausbau der Wirtschaftskooperation. Der bilaterale Handel wuchs 2023 um 26 Prozent auf rund 220 Milliarden Euro und nahm auch im ersten Quartal 2024 zu – allerdings wegen Problemen, die durch extraterritoriale US-Sanktionen verursacht wurden, mit 4,7 Prozent schwächer als erhofft. Die Tatsache, dass hochrangige Finanzfunktionäre Putin nach Beijing begleiteten, legt nahe, dass beide Seiten verstärkt nach Möglichkeiten suchen, die völkerrechtswidrigen US-Sanktionen auszuhebeln. Das wird dadurch erleichtert, dass der bilaterale Handel schon jetzt zu 90 Prozent in Rubel und – vor allem – in Yuan abgewickelt wird. Dem Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen dient Putins Besuch am Freitag im nordchinesischen Harbin, das ab 1898 von Russen als Station an der Ostchinesischen Eisenbahn ausgebaut wurde. Enge Beziehungen zwischen Harbin und Russland bestehen bis heute.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (17. Mai 2024 um 12:38 Uhr)
    Die Suche nach der »Friedensformel des ukrainischen Präsidenten« gestaltet sich leider recht schwierig. Da ist mal von einer 5-Punkte-Formel, mal von einer 10-Punkte-Formel die Rede. Die 10-Punkte-Formel scheint neuer zu sein. Was sind die Unterschiede? Nach meiner Auffassung könnte es interessant sein, die wichtigsten Punkte unter Einbeziehung geopolitischer Aspekte durch den Fleischwolf zu drehen. Dürfen die Palästinenser diese Liste adaptieren (oder heißt es adoptieren?)?
  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (17. Mai 2024 um 12:24 Uhr)
    Der Besuch ist von besonderer Bedeutung, da dieses Jahr der 75. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Sowjetunion gefeiert wird. Am 2. Oktober 1949 erkannte die Sowjetunion als erstes Land die Volksrepublik China an, einen Tag, nachdem Mao Zedong die Gründung auf dem Platz des Himmlischen Friedens verkündet hatte.
    Als die Russische Föderation Ende 1991 gegründet wurde, erkannte China sie rasch als Rechtsnachfolger der UdSSR an und unterstützte Russlands Bemühungen, den Sitz der Sowjetunion im UN-Sicherheitsrat zu behalten. Putins Besuch unterstreicht die Bedeutung der strategischen Partnerschaft zwischen China und Russland, die trotz regionaler Konflikte und externem Druck stabil bleibt und sich stetig entwickelt.
    Während des Besuchs besprechen die Staats- und Regierungschefs regelmäßig ein breites Spektrum internationaler und bilateraler Themen. Zudem werden zahlreiche Handels- und Investitionsabkommen unterzeichnet, was diesen besonderen Stellenwert verleiht. Putin und Xi gaben eine gemeinsame Erklärung ab, und es wurden mehrere Kooperationsdokumente in verschiedenen Bereichen unterzeichnet.
    Gegenwärtig stehen sowohl Russland als auch China unter dem Druck der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten, die ihre Entwicklung eindämmen und eine unipolare Weltordnung aufrechterhalten wollen. Die Sanktionen des Westens könnten vorübergehend bestimmte Bereiche beider Länder beeinträchtigen, aber der Trend zu engerer Zusammenarbeit zwischen Moskau und Peking wird fortbestehen. Einseitige Sanktionen ohne Unterstützung des UN-Sicherheitsrates werden von Russland, China und anderen Ländern, die für eine gerechtere Weltordnung eintreten, abgelehnt.
    Washington wird aus ideologischen Gründen seine kontraproduktive Politik nicht ändern. Eine Rechtfertigung für die Sanktionen ist Russlands Haltung zur Ukraine-Krise. China engagiert sich aktiv für die Beilegung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine. Trotz einiger Differenzen sind sich Russland und China einig, dass Verhandlungen ohne Vorbedingungen und externen Druck aufgenommen werden sollten und dass die Sicherheitsbedenken Russlands berücksichtigt werden müssen. Dieser Ansatz wird jedoch vom Westen abgelehnt.
    Die Stärkung der strategischen Zusammenarbeit zwischen China und Russland spiegelt den Trend zur Multipolarität wider. Beide Länder verfolgen eine unabhängige Außenpolitik und werden keinem äußeren Druck nachgeben, egal, wie stark dieser ist.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Christel H. aus Aschersleben (17. Mai 2024 um 11:56 Uhr)
    Die Ukraine kriecht trotz westlicher Waffenlieferungen auf dem Zahnfleisch und erwartet eine bedingungslose Kapitulation Russlands? Dream on, Selenskij!
  • Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (17. Mai 2024 um 08:00 Uhr)
    Beim Betrachten des Bildes von Frieden und Eintracht könnte schnell vergessen werden, dass zu Zeiten der damaligen Sowjetunion echte Feindschaft mit der VR China herrschte. Obwohl damals beide Staaten strikt auf den Lehren von Marx und Lenin standen! Die Feindschaft ging so weit, dass an der sowjetisch-chinesischen Grenze sogar geschossen wurde, was vielen Soldaten beider Seiten das Leben kostete. – Vergangen und vergessen. Inzwischen ist aus der sozialistischen UdSSR das kapitalistische Russland hervorgegangen und auch China betreibt, unter Führung der Kommunistischen Partei, knallharten Kapitalismus. Plötzlich herrscht Freundschaft zwischen den früheren Feinden! Wie echt kann »Freundschaft« zwischen kapitalistischen Staaten sein? Was würden Marx und Lenin davon halten?
    • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (17. Mai 2024 um 11:48 Uhr)
      Die Spannungen zwischen der UdSSR und China eskalierten in den späten 1960er Jahren aus mehreren Gründen. Im Januar 1967 belagerten die Roten Garden die sowjetische Botschaft in Beijing, was zu einer Verschlechterung der diplomatischen Beziehungen führte. 1968 reagierte die Sowjetunion auf die wachsende Bedrohung, indem sie massiv Truppen an die chinesische Grenze, insbesondere in Richtung Xinjiang, verlegte. Die Situation verschärfte sich weiter, und am 2. März 1969 kam es am Fluss Ussuri zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Der Konflikt drehte sich vordergründig um die Frage, ob die im Ussuri gelegene Insel Zhenbao Dao (Damanski in russisch) neutrales Territorium sei oder wem sie gehöre. Diese Konflikte beunruhigten die internationale Gemeinschaft, und der amerikanische Journalist Harrison Salisbury veröffentlichte das Buch »The Coming War Between Russia and China«, das die Möglichkeit eines großen Krieges zwischen den beiden Mächten thematisierte. Im August 1969 verschärfte sich die Lage weiter, als die sowjetische Führung andeutete, das chinesische Kernwaffentestgelände Lop Nor mit Atomwaffen angreifen zu wollen. Dieser Plan wurde jedoch nach Konsultationen mit den USA aufgegeben, was eine direkte militärische Konfrontation zwischen den beiden, jedoch nicht vergleichbaren Atommächten verhinderte.
  • Leserbrief von Hagen Radtke aus Rostock (16. Mai 2024 um 22:24 Uhr)
    Die ukrainische Friedensformel bedeutet mitnichten eine »bedingungslose Kapitulation« Russlands. Weder muss Russland Territorium abgeben noch Besatzung dulden oder Beschränkungen in der Stärke seiner Streitkräfte hinnehmen. Es bleibt vollkommen souverän. Vielmehr erhält es seine Souveränität zurück: Nach Reparationen für die Kriegsschäden würde für Russland die ökonomische Isolation vom Westen enden, und es könnte wieder zwischen Europa und China eine eigenständige Position einnehmen. Derzeit ist Russland ja nicht mehr als ein Bettvorleger Chinas mit dem einzigen Zweck, die Schätze Sibiriens vor westlichem Zugriff für Beijing zu sichern. Das zeigt sich eindrucksvoll daran, wie Xi Putin öffentlich demütigt, indem er in dessen Beisein einen Friedensplan mit »Achtung der territorialen Integrität aller Staaten« fordert. Auch der chinesische Friedensplan enthielt, wie der Selenskis, bereits diese Forderung. Ein Detail, das uns Herr Kronauer verschweigt.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (17. Mai 2024 um 16:45 Uhr)
      Eine hochintelligente Position! Darf ich fragen, in wievielen Fällen sie schon so glänzend wie beschrieben funktioniert hat? Auch die Idee mit dem Bettvorleger ist genial. Ich könnte mir übrigens die unabhängigen und selbstbestimmten Positionen Deutschlands und der EU dazudenken, deren Bettvorleger dann die USA wären. Was für eine geniale Vorstellung von unserer Welt!

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