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Aus: Ausgabe vom 13.04.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Kleiner ist besser?

Zu jW vom 5.4.: »Landnahme durch Biomulti«

Ich kann nicht nachvollziehen, was daran zu kritisieren ist, wenn sich ein Biobetrieb vergrößert. Die Haltungsbedingungen zum Beispiel für die Kühe im Hofgut Eichigt sind vorbildlich, und die Felder werden biologisch bewirtschaftet. Ist ein kleinerer Betrieb per se besser, auch wenn dort etwa Kühe zeitlebens nur im Stall stehen und niemals eine Weide sehen und die Felder regelmäßig mit »Pflanzenschutzmitteln« behandelt werden? Es fehlt nur noch der schon geäußerte Vorwurf, dass durch die Betriebsgröße preisgünstig produziert werden kann. Wo kämen wir auch hin, wenn Biolebensmittel für alle erschwinglich wären?

Heiko Baumann, Gera

Maßnahmen

Zu jW vom 6./7.4.: »Das E-Auto als Ladenhüter«

So man es wirklich wollte, böten sich drei Maßnahmen an: 1. Allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 km/h 2. Verbrennerfreie Innenstädte 3. Strukturierung der Ladestruktur: Nicht mehr stundenlanges Laden, sondern Batterietausch an entsprechenden Stationen. Feldversuche laufen schon seit Jahren. Dies sind natürlich Maßnahmen, die der deutschen Autoindustrie nicht genehm sind und damit in der politischen Ampelkoalition nicht durchsetzbar.

Gabriel Toledo, Berlin

Grundübel unserer Zeit

Zu jW vom 10.4.: »›Die vorgesehene Räumlichkeit reicht nicht‹«

Eines der wohlhabendsten Länder der Welt »leistet« sich Zehntausende Obdachlose. Schon das ist schäbig, gehört aber zu den »Werten«, die für Deutschland heilig sind. Hilfsorganisationen sind spärlich ausgestattet, haben Geldnot, »betteln« um Spenden. Allein am Sitz des größten deutschen Waffenherstellers und damit Kriegsprofiteurs Rheinmetall in Düsseldorf leben laut einer Erhebung vom Februar dieses Jahres über 700 Menschen auf der Straße. Und damit bei Rheinmetall und den anderen Waffenschmieden die Champagnerkorken weiter knallen, kürzt diese Ampel weiter an allen möglichen und unmöglichen sozialen Programmen, damit wir alle kriegstüchtig werden. Das ist zutiefst asozial. Wollen wir wirklich dieses System »verteidigen«?

Mit den deutschen Waffen werden wie in Gaza oder im Ukraine-Russland-Konflikt weitere Wohnungen zerstört, werden Menschen in die Flucht getrieben, die dann auch hier ankommen. Das muss endlich aufhören! Die Fluchtursache Nummer eins ist Krieg, gefolgt von Hunger und Perspektivlosigkeit. Und da wundert sich der deutsche Michel, dass in der aktuell vorgelegten Kriminalstatistik (die angezeigte »Verbrechen« dokumentiert, nicht verurteilte Straftäter) die Eigentumsdelikte so zunehmen.

Die Ausgrenzung von armen Menschen, die oft dafür gar nichts können (weil sie prekär beschäftigt oder krank sind), treibt diese Menschen in den Überlebenskampf, der dann auch dazu führt, dass Waren des Grundbedarfs statt in den Einkaufskorb in die Jackentasche wandern. Wer diese Erscheinungen im Zusammenhang sieht, muss eigentlich zu dem Schluss kommen, dass das Grundübel unserer Zeit die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ist. Und dieses Übel muss beendet werden. Viele Sozialleistungen, die der Staat durch diese kapitalistischen Gesetze gezwungen wird aufzubringen, wären dann gar nicht oder zumindest in viel geringerem Umfang nötig. Und wenn der Staat dann auch noch diese Hochrüstung beendet …

Andreas Eichner, Schönefeld

Kulturelle Verwahrlosung

Zu jW vom 9.4.: »Ein Mann der Bücher«

Peter Sodann nannte das auch eine kalte Bücherverbrennung, wie nach der »Wende« tonnenweise Bücher auf Mülldeponien entsorgt wurden; eine Vernichtung von Kulturschätzen. Unfassbar – über 30 Millionen Bücher aus DDR-Verlagen wurden unter Bauschutt und faulenden Kartoffeln gelagert oder in Heizkraftwerken verfeuert. Das betraf nicht nur DDR-Literatur, sondern alles, was in der DDR erschienen war, landete auf dem Müll. Darunter waren in großem Umfang Bücher von Johannes R. Becher, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Peter Hacks, Heinrich Heine, Käthe Kollwitz, Pablo Neruda, Thomas und Heinrich Mann, Ludwig Renn und Kurt Tucholsky.

Bis heute wird die Existenz von Bücherveröffentlichungen geleugnet, Franz Kafka sei in der Deutschen Demokratischen Republik gar nicht erschienen, die Peter-Sodann-Bibliothek verzeichnet bis heute über 24 Titel. Mit der Sodann-Bibliothek entstand ein Mahnmal für eine unglaubliche Vernichtung von Büchern, aber auch ein Museum für eine Buch- und Lesekultur, die ihresgleichen sucht.

Peter Sodann, den wir alle schmerzlich vermissen werden, schrieb in seinem Werbeprospekt: »Das Vergessen ist die Mutter der Verwahrlosung. Kultureller Vandalismus ist eine Strategie der sogenannten Sieger. Mit dem schamlosen Raub des kulturellen Erbes wurden die Kulturträger gedemütigt, erniedrigt, und 1989/1990 wurde Platz geschaffen für die Kulturindustrie des Westens.« Ganz sicher wird die Bibliothek für viele Menschen dieser Kulturindustrie zumindest etwas von diesem Platz streitig machen. Besuchen wir die Peter-Sodann-Bibliothek und vergessen nie diesen großartigen Sozialisten!

Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen

Hybris

Zu jW vom 9.4.: »Slowakei wählt ­unerwünschten Präsidenten«

Es sind diese Momente, wo die »schwarz-grüne« Gesinnungskoalition (hier bestehend aus Röttgen und Hofreiter) sich selbst bis zur Kenntlichkeit demaskiert und sowohl die notorische Überheblichkeit des »deutschen Wesens« (an dem die Welt gefälligst zu genesen habe), als auch ihre Verachtung gegenüber demokratischen Abstimmungsprozessen zum Ausdruck bringt. Wehe demjenigen, der unter dem Strich nicht zu der als gesetz(t) geltenden und massenmedial massiv eingeforderten Unterwerfungsgeste gegenüber »Brüssel«, also gegenüber EU-Deutschland, bereit ist. Mehr will man zum Wertewesten, zu seiner Verlogenheit, seiner Hybris, zu seinen Funktionsmechanismen gar nicht wissen.

Hermann Taubenberger, Dannenberg (Elbe)

Mit der Peter-Sodann-Bibliothek entstand ein Mahnmal für eine unglaubliche Vernichtung von Büchern, aber auch ein Museum für eine Buch- und Lesekultur, die ihresgleichen sucht.

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