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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Marx und seine optimistische Prognose vom 19.11.2016:

Unmarxistische Attacke

Bis 1972 gab es Betriebe mit staatlicher Beteiligung. Sie wurden damals nicht "enteignet", sondern der private Anteil der Komplementäre in diesen Kommandit-Gesellschaften wurde durch den Staat aufgekauft. Leider verlief dieser ursprünglich für einen längeren Zeitraum angedachte Prozess als "rotgardistische Attacke gegen das Kapital", die Lenin seinerzeit in der Sowjetunion ausdrücklich abgelehnt hatte. Es bestand hierfür keinerlei Anlass, privates und genossenschaftliches Eigentum auf diese nicht marxistische Weise abzuschaffen, da das Volkseigentum und das Staatseigentum in Industrie, Landwirtschaft sowie Handel und Gewerbe dominierte. Nach 1972 gab es weiterhin Produktionsgenossenschaften des Handwerks, die "nicht industriell" produzierten.

Offenbar fehlte es an wirklich marxistischen Forschungen zu Eigentum unter neuen gesellschaftlichen Bedingungen. Der größte Kehraus oder besser das "roll back" der in der DDR existierenden Eigentumsformen setzte nach 1990 mit der Vereinnahmung durch die Bundesrepublik Deutschland und der übergestülpten bundesdeutschen Rechtsordnung ein. Nicht einmal zu einer neuen deutschen Verfassung reichte es bei der so genannten Vereinigung, die sich als Beitritt vollzog, den Herr Schäuble damals einem unbedarften Herrn Krause diktierte.

Übrigens blieben viele ehemalige Komplementäre weiterhin Direktoren oder Werkleiter. Hier wäre ein Blick in die Memoiren von Sergej Schilkin sehr zu empfehlen. Die Schilkin KG in Berlin und ihr Komplementär waren legendär.
Dr. Hans-Jürgen Nagel