Leserbrief zum Artikel Panikmache aus dem Ministerium
vom 23.08.2016:
Fatale Abhängigkeit von Elektrizität
Eine Problematik wird durch die Zivilschutzkonzepte deutlich: Unsere absolute Abhängigkeit vom elektrischen Strom. Natürlich kann ich mir eine Dose Ravioli in den Keller stellen, nur wer hat heute noch einen muskelkraftbetriebenen Dosenöffner? Und obwohl wir hier nicht mit Strom heizen, funktionieren bei Stromausfall weder Heizung noch Warmwasser. Also sitze ich dann mit meiner Raviolidose bei Außentemperatur in der Küche. Und dann? Wie lange muss ich durchhalten? Als ich ein kleiner Stöpsel war, gab's noch etwa einmal im Jahr einen mehrstündigen Stromausfall, bei dem die ganze Straße dunkel war. (Ehemalige BRD – Altelfland) Wir hatten Kerzen in jedem Raum, zum Heizen gab's ohnehin in jedem Zimmer der Wohnung einen Gasofen und in der Küche einen Holzofen. Warmwasser kam auch ohne Strom: Der Durchlauferhitzer lief auch mit Gas und durch den Wasserdruck, statt der Zündung konnte man ein Streichholz reinhalten. Hört sich heute an wie vom andern Stern. Heutzutage gehen auch keine Türen mehr auf, weil wirklich jede auch noch so kleine Steuerung elektrisch läuft. In der Schweiz gibt's für elektrische Türen wenigstens noch einen manuellen Notschalter. Hab' ich hier noch nie gesehen. Diese fanatische Abhängigkeit vom Strom kann uns bei einem mehrtägigen Stromausfall tatsächlich Kopf und Kragen kosten (...).
Veröffentlicht in der jungen Welt am 26.08.2016.