
Die junge Welt unterscheidet sich von allen anderen Tageszeitungen durch eine klare inhaltliche Positionierung. Sie versteht sich als Zeitung für Frieden, internationale Solidarität und soziale Gerechtigkeit. Zusammenhänge und Hintergründe ordnen auch andere ein, allerdings meistens ausgehend von den Interessen der Besitzenden und Mächtigen, auch wenn das nur selten zugegeben wird. Wenn der Sozialstaat geschliffen werden soll, damit mehr Geld für Hochrüstung und Kriegsvorbereitung aufgebracht werden kann, bezeichnet das die junge Welt nicht verfälschend als »Herbst der Reformen«. Wer Repression und Massenmord rechtfertigt, weil nur so »westliche Werte« gerettet werden könnten und Widerstand dagegen als antisemitisch oder gar terroristisch diffamiert, schaut auch weg, wenn sich wie in diesen Wochen immer mehr Menschen für einen »Herbst des Widerstandes« mobilisieren lassen und damit auch die Mehrheit der Bevölkerung repräsentieren, die trotz des medialen Dauerfeuers gegen Krieg und Genozid eingestellt ist.
Welche Interessen?
Die Tageszeitung junge Welt erscheint in der Verlag 8. Mai GmbH. Diese gehört einer Genossenschaft, die genau vor 30 Jahren in Berlin gegründet wurde. Damals sollte die junge Welt endgültig eingestellt werden. Die Belegschaft kämpfte erfolgreich für den Erhalt der Zeitung, die in der DDR die auflagenstärkste war. Mit dem einleuchtenden Argument, dass auf dem deutschen Pressemarkt eine Tageszeitung fehlt, die von der Existenz von Klassen und Klassenkämpfen ausgeht und deshalb bei ihrer journalistischen Arbeit (also bei der Auswahl der Themen, der Einordnung und Kommentierung) die Interessen der arbeitenden Menschen berücksichtigt. Die junge Welt versteht sich dabei keineswegs als Zentralorgan einer Partei oder Bewegung, sondern arbeitet daran, täglich ein von Partei- oder Konzerninteressen unabhängiges journalistisches Angebot zu präsentieren.
Erfolg oder Niedergang?
Dass die damalige Einschätzung, dass genau so eine Tageszeitung im deutschsprachigen Raum fehlt, richtig war, hat die junge Welt bewiesen: Sie ist mittlerweile eine der erfolgreichsten Tageszeitungen im Lande. Im Gegensatz zu allen anderen konnte sie ihre verkaufte Auflage steigern. Das gilt neben der digitalen sogar für die gedruckte Ausgabe: Während die Druckauflage der Taz ständig sank und sie deshalb ab Mitte Oktober nur noch am Sonnabend gedruckt zu haben ist (auch das ND erscheint im nächsten Jahr nur noch am Wochenende auf Papier), kämpft die junge Welt munter weiter am Ausbau der Druckauflage für Abo- und Einzelverkauf – und das von Montag bis Sonnabend. Gedruckte Texte sind leichter verständlich, bleiben besser im Gedächtnis, lassen sich einfacher in den Alltag einfügen, bieten eine Entlastung vom digitalen Dauerstress und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur dringend notwendigen Aufklärung.
Wieviel Reichweite?
Da die junge Welt weder von Kirchen noch von Konzernen, Parteien oder Interessenverbänden finanziert wird, ist sie bei ihrer wichtigen Arbeit auf die Unterstützung derer angewiesen, die es schätzen gelernt haben, sie täglich zu nutzen. Deswegen bemühen wir uns regelmäßig um neue Print- und Onlineabonnements, aber auch um die ständige Erhöhung der Reichweite. Wir verkaufen zur Zeit etwa 24.000 Einheiten täglich und erreichen etwa 250.000 Menschen. Auf unseren sozialen Medien erzielen einzelne Beiträge Reichweiten von bis zu einer Million Aufrufen. Aber nur, wenn ausreichend vielen klar ist, dass so eine wichtige Arbeit auch finanziert werden muss und deshalb die junge Welt mit Spenden und Abos unterstützt wird, kann sie fortgeführt und weiterentwickelt werden.
Wie entscheiden Sie sich?
Solche Zahlen können auch aufschrecken. Der deutsche Inlandsgeheimdienst, der sich »Verfassungsschutz« nennt, stellte entsetzt fest, dass die junge Welt – obwohl sie von der Existenz von Klassen ausgeht, eine Konferenz nach der Revolutionärin Rosa Luxemburg benannt hat, ihre Genossenschaft genau am 7. Oktober gegründet hat, also an dem Tag, an dem auch die DDR gegründet wurde, und sogar Lenin zu Wort kommen lässt, obwohl der ja bekanntlich die freiheitlich-demokratische Grundordnung bekämpft habe (leider keine Satire, sondern nur einige der absurden Vorwürfe gegen die junge Welt) – eine hohe Reichweite habe und wirkmächtig sei. Deshalb will er der Zeitung etwa mit der Nennung im Verfassungsschutzbericht nach eigenen Angaben »den Nährboden entziehen«. Denn die Damen und Herren von jenem Verein wissen natürlich wie wir, dass der Nährboden der Zeitung aus zahlender Kundschaft besteht. Letztlich bleibt es aber Ihnen überlassen, ob Sie so eine Zeitung mit einer Spende (und noch besser über ein Abo) unterstützen oder doch lieber die Finger von ihr lassen wollen.