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Aus: Ausgabe vom 15.10.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

Selbst ausgesperrt

Von Knut Mellenthin
Iran besitzt neun Prozent der Erdölreserven der Welt, nur übertroffen von Saudi-Arabien, Irak und Kuwait. Darüber hinaus hat es 15 Prozent der Weltreserven an Erdgas. Vor den von den USA diktierten Sanktionen stand Iran unter den OPEC-Staaten an zweiter Stelle und plante, seine Ölproduktion bis zum Jahr 2020 zu verdoppeln. Dazu wären große ausländische Investitionen erforderlich, die freilich auch Riesenprofite verheißen würden, sofern das Sanktionsregime aufgehoben oder zerbrechen würde.

Die USA haben sich jedoch durch ihre seit 34 Jahren betriebene Boykottpolitik aus dem auch geostrategisch höchst interessanten Land vollständig hinauskatapultiert. Vor dem Sturz des Schahregimes im Januar 1979 waren die Vereinigten Staaten der Haupthandelspartner des Iran, mit zuletzt 21 Prozent der iranischen Importe. Durch ihre Sanktionen haben die USA ihren Anteil am iranischen Außenhandel nahezu auf Null reduziert. Gewinner dieser Entwicklung sind vor allem China, Indien, Japan und die Türkei, während sich die EU-Länder inzwischen weitgehend selbst aus dem Markt geworfen haben.


Durch eine politische Lösung des Atomstreits könnten die herrschenden Kreise der USA allerdings kaum etwas gewinnen. Die wirtschaftlichen und finanziellen Strafmaßnahmen gegen Iran sind hauptsächlich ein Instrument gegen aufstrebende Konkurrenten wie China und Indien. Für die USA, selbst einer der größten Erdölproduzenten der Welt, ist es durchaus vorteilhaft, mehr als die Hälfte des iranischen Exportpotentials vom Markt zu nehmen. Falls Washington sämtliche Sanktionen aufheben würde, lägen die US-Konzerne im Iran hinter allen Konkurrenten weit abgeschlagen zurück und könnten deren Vorsprung höchstwahrscheinlich nicht aufholen.

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