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Aus: Ausgabe vom 29.11.2012, Seite 13 / Feuilleton

Kampf dem Missy-Tod!

Auf der Internetseite des Missy Magazine gibt es zum Anklicken die Frage: »Wie gefällt auch die TV-Serie ›Girls‹? – Extrem toll – Ganz nett… – Ziemlich kacke.« Und was sagt die agitatorische jW zum Missy Magazine? Klar: »Extrem toll«. Auch wenn in dieser Zeitung etwas paternalistisch beim Erscheinen der ersten Missy Ende 2008 angemerkt wurde: »Eine Missy tut, wonach ihr ist. Aber das muß dann schon was Gescheites sein. Wird wohl noch eine Weile dauern, bis Missys sich auf Arbeiterinnen und Tussis einlassen.« Trotzdem, Genossinnen und Genossen, die Missy muß auf jeden Fall weitermachen. Denn auch der ersten und einzigen feministischen Pop-Illustrierten droht das Frankfurter-Rundschau-Virus: Geld ist alle, Zähnebibbern. Die Auflage liegt bei 20000, die Redaktion arbeitet im Modus von Feierabendprofis: Missy machen setzt einen hohen Dispo voraus.

Denn wer gegen den Kapitalismus arbeitet, braucht Kapital, ein ganz alter Bluessong. Und wer über das »Geschlecht des Kapitalismus« (Roswitha Scholz) nachdenkt, singt ihn kämpferisch mit. Missy wurde vor allem aus Anmaßung und Vermessenheit gegründet, so stand es im Editorial der ersten Ausgabe. Die Grundfragen bleiben: Welche Frauen setzen in der Kunst, Musik oder im Film neue Maßstäbe? Wo sind die kreativen und intellektuellen Vorbilder? Welche Frauen- und Männerbilder werden uns serviert und wie können wir diese Stereotype aufbrechen? Damit diese Fragen nicht abgewürgt werden, hat die Redaktion die Kampagne »Miss no Missy!« gestartet. Heute abend gibt es im Berliner Festsaal Kreuzberg ein Soli-Konzert für Missy mit der Queer-Electro-Queen Peaches und den Minimal-Rockerinnen Jolly Goods. Von den Erlösen soll für Missy eine Anzeigenkam­pagne finanziert werden. Das Konzert ist schon ausverkauft. Zum Glück. (jW)

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