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Aus: Ausgabe vom 07.12.2007, Seite 12 / Feuilleton

Gottfried Stiehler verstorben

Am Montag starb nach längerer Krankheit der Philosoph Gottfried Stiehler im Alter von 83 Jahren. Er arbeitete nach der Kriegsgefangenschaft in der Sowjet­union zunächst als Lehrer und Fachschuldozent für Gesellschaftswissenschaft. Nach dem Philosophiestudium promovierte er 1956 mit einer Arbeit über den Mathematiker und Naturwissenschaftler Gabriel Wagner (1660–1717) und trat gleichzeitig in der Hegel-Diskussion der DDR hervor. 1964 habilitierte er sich mit einer Arbeit über »Die Dialektik in Hegels ›Phänomenologie des Geistes‹«, die im selben Jahr auch als Buch veröffentlicht wurde. 1965 wurde er zum Professor für Geschichte der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin berufen, an der er seit 1956 tätig war. Anfang der 70er Jahre wandte sich Stiehler gesellschaftstheoretischen Fragen zu und veröffentlichte dazu zahlreiche Monographien und Artikel. Von 1972 bis 1988 leitete er den wissenschaftlichen Beirat für Philosophie beim DDR-Hochschulministerium, der für die Beratung und Verabschiedung der Philosophie-Studienpläne in der DDR verantwortlich war. Seit 1981 war er Leiter des Bereichs Historischer Materialismus an der Sektion Marxistisch-leninistische Philosophie der Humboldt-Universität und schuf sich unter den Absolventen der Sektion eine breite Schar von Schülern. Er verstand es in hervorragender Weise, aktuelle Probleme der Sozialwissenschaften für die Weiterentwicklung der marxistischen Theorie fruchtbar zu machen. Nach der Emeritierung 1989 zog er sich in eine brandenburgische Gemeinde zurück, blieb aber wissenschaftlich aktiv – auch als jW-Autor.

Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen die Bücher: Der dialektische Widerspruch (1966), Der Idealismus von Kant bis Hegel (1970), Gesellschaft und Geschichte (1974), Dialektik und Gesellschaft (1981), Werden und Sein (1997), Mensch und Geschichte (2002).


(jW)

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