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Aus: Ausgabe vom 04.05.2024, Seite 1 / Ausland
Nahostkonflikt

Türkei beendet Geschäfte mit Israel

Handelsbeziehungen werden bis Ende des Gazakriegs eingestellt. Druck von Opposition erfolgreich
Von Jörg Tiedjen
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Für eine freies Palästina: Demonstration auf dem Beyazıt-Platz in Istanbul (3.5.2024)

Die Regierung der Türkei will Geschäfte mit Israel erst im Fall einer dauerhaften Waffenruhe in Gaza wieder zulassen. Zudem müssten die Menschen in dem Küstenstreifen ungehindert Hilfsgüter erhalten, sagte Handelsminister Ömer Bolat am Freitag in Istanbul. Die unnachgiebige Haltung Israels und die sich verschlechternde Lage vor Ort seien die Gründe für den am Donnerstag abend verkündeten Handelsstopp. Türkische Exporteure mit festen Aufträgen suchen nun anscheinend nach Möglichkeiten, ihre Waren über Drittstaaten nach Israel zu liefern, wie Reuters am Freitag unter Berufung auf Insider mitteilte.

Die wichtigsten türkischen Exportwaren nach Israel sind Stahl, Fahrzeuge, Kunststoffe, elektrische Geräte und andere Maschinen. Bei den Importen dominierten vergangenes Jahr Kraftstoffe. Das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern betrug laut türkischem Statistikamt im vergangenen Jahr umgerechnet circa 6,8 Milliarden Euro. Das Land ist damit der erste bedeutende Handelspartner Israels, der seine Exporte und Importe wegen der Kriegführung Tel Avivs gegen Gaza einstellt.

Israels Außenamtschef Israel Katz äußerte sich entsprechend empört über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Dieser breche gültige Handelsabkommen und zeige »das Verhalten eines Diktators«, schrieb er am Freitag auf X. Die palästinensische Hamas lobte den Schritt dagegen als mutig und hilfreich.

Vergangenen Monat hatte Ankara wegen des Gazakriegs bereits Handelsbeschränkungen gegen Israel verhängt, etwa bei Stahl, Düngemitteln und Kerosin. Dies war die erste bedeutende Maßnahme der türkischen Regierung gegen Israel in dem schon seit rund sieben Monaten tobenden Gazakrieg über verbale Verurteilungen hinaus. Verschiedene Oppositionsparteien hatten der regierenden islamistischen AKP schon seit Monaten vorgeworfen, weiter Handel mit Israel zu treiben. Beobachter vermuten, dass Erdoğans Partei auch aus diesem Grund Ende März erstmals in ihrer Geschichte als nur zweitstärkste Kraft aus Kommunalwahlen hervorgegangen ist.

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