29.02.2024 / Inland / Seite 4

Komplettes Versagen

Fregatte »Hessen« im Kampfeinsatz: Beschuss auf Drohne eines Verbündeten sowie zwei Treffer auf Drohnen der »Huthi«

Annuschka Eckhardt

Bloß nicht Zögern, direkt schießen: Die Bundeswehr hat mit der Fregatte »Hessen« schon am ersten Tag des Einsatzes im Roten Meer ihre Fähigkeiten zur Schau gestellt. Die Fregatte habe unwissentlich auf eine Drohne eines verbündeten Landes geschossen. Das räumte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Stempfle, am Mittwoch in der Bundespressekonferenz ein. Das deutsche Kriegsschiff habe bereits am Montag eine Drohne im Einsatzgebiet gesichtet, die zunächst keiner der verbündeten Nationen zugeordnet werden konnte. Daraufhin habe die »Hessen« versucht, diese Drohne abzuschießen, was aber nicht gelungen sei, sagte Stempfle.

Die Bundesregierung hatte am vergangenen Freitag einen Marineeinsatz im Roten Meer, Golf von Aden und Arabischen Meer mandatiert, laut eigenen Angaben, um die Handelswege zum Suezkanal zu verteidigen. Dort wurden wiederholt Schiffe von den Ansarollah (»Huthi«) angegriffen werden. Diese agieren nach eigenen Angaben aus Solidarität mit den Menschen in Palästina und wollen mit dem Beschuss von Handelsschiffen ein Ende der genozidalen israelischen Angriffe auf Gaza erzwingen.

Trotz des Feuerns auf teures Gerät von Verbündeten versuchte die Bundeswehr am Dienstag noch mal, ihre Treffsicherheit beim Drohnenabschießen unter Beweis zu stellen: Das an der EU-Mission »Aspides« beteiligte Schiff habe nach Informationen der dpa am Dienstag abend zwei feindliche Flugziele »erfolgreich bekämpft«. Dabei ist unklar, ob es eine Kollaboration mit der US-GB-geführten Operation »Prosperity Guardian« (Operation Wohlstandswächter) gab. In der Nacht zum Mittwoch hatte das US-Regionalkommando Centcom per X (vormals Twitter) verlauten lassen, dass US-amerikanische Flugzeuge »und ein verbündetes Kriegsschiff«, insgesamt fünf »Huthi«-Drohnen abgeschossen haben sollen. Ob es sich bei dem Schiff um die »Hessen« handelte, blieb offen. Kriegsminister Boris Pistorius (SPD) bestätigte bei einem Truppenbesuch in Bayern am Mittwoch den Abschuss zweier Drohen.

»Die Beteiligung US-amerikanischer Flugzeuge an dem Vorfall zeigt, dass die vom Verteidigungsminister proklamierte Trennung von der US-geführten Mission de facto nicht existiert«, sagte der Bundestagsabgeordnete Ali Al-Dailami (BSW) am Mittwoch gegenüber jW. Es sei »falsch«, dass dafür die deutsche Marine in einen »asymmetrischen Kriegseinsatz« entsendet werde. Dies drehe »nur weiter an der Eskalationsspirale«.

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