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»George Jackson in der Sonne Palästinas«

Kolumne von Mumia Abu-Jamal
Von Mumia Abu-Jamal
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Während der verheerende Krieg im Gazastreifen weiter wütet, greifen schwarze und palästinensische Wissenschaftler die bislang nicht erzählten Geschichten ihrer unterdrückten Völker auf. Einer dieser Wissenschaftler ist Greg Thomas, der Gründer und Herausgeber der Zeitschrift Proud Flesh und Autor mehrerer Bücher über Schwarze, Gender und postkoloniale Studien.

In einem bemerkenswerten Artikel, der kürzlich online veröffentlicht wurde, hat Thomas eine aufsehenerregende Darstellung schwarzer Revolutionäre und ihrer Verbundenheit mit Palästina verfasst. In dem Beitrag mit dem Titel »Comrade George, Gaza, and the Black Community« (Genosse George, Gaza und die schwarze Gemeinschaft) vom 27. März 2024 berichtet Professor Thomas über das Leben und den Kampf von George L. Jackson (1941–1971). Ihn zeichnete auf einzigartige Weise aus, dass er als Gefangener zum »Field Marshall« des Zentralkomitees der Black Panther Party ernannt wurde. Jackson wurde am 21. August 1971 im kalifornischen Staatsgefängnis San Quentin von Gefängniswärtern ermordet, als er angeblich auszubrechen versuchte.

An Straßenrändern in Gaza sind immer noch Plakate von einer Ausstellung zu sehen, auf denen das lächelnde Gesicht von George Jackson wie auf einer Titelseite abgebildet ist, die dem Layout der früheren Zeitung The Black Panther ähnelt. Neben seinem Gesicht ist eine zum Kampfgruß geballte Faust abgebildet, die unterhalb des Handgelenks mit einer Palästina-Flagge tätowiert ist. Das Motiv ist auch im Internet zu finden.

Thomas’ Artikel im vielgelesenen »National Black Newspaper« San Francisco Bay View wird durch Farbfotos hübscher und zumeist lächelnder schwarzer Jungen und Mädchen illustriert. Doch in der von strahlender Sonne beschienenen Schönheit des Augenblicks liegt auch Bitterkeit, denn diese Kinder sitzen auf den Trümmern ihrer Häuser. Ihr Stadtteil wurde im August 2022 von israelischen Kampfpiloten bombardiert, nur wenige Tage bevor Thomas die besagte Ausstellung im Christlichen Verein Junger Menschen (YMCA) von Gaza präsentieren sollte. Trotzdem fand sie mit Unterstützung seiner palästinensischen Mitarbeiter wie geplant statt, und sie war ein voller Erfolg. Palästinensische Wissenschaftler, Künstler und Journalisten waren fasziniert von der darin dargestellten Lebensgeschichte des schwarzen Revolutionärs George Jackson.

Die Ausstellung wurde im Gazastreifen, im Westjordanland und in der Altstadt von Jerusalem gezeigt. Veranstaltungsort dort war die Afri­can Community Hall, die Thomas erst zu seiner Studie über die dortige afropalästinensische Gemeinschaft veranlasst hatte. Wie ist diese Gemeinschaft entstanden? Historikern zufolge haben Menschen aus allen Teilen des muslimischen Afrikas in den Mamluken-Kriegen gekämpft, mit denen sich aufständische Sklavenarmeen im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert gegen das Osmanische Reich erhoben.

Die erwähnten Fotos von afropalästinensischen Kindern könnten auch in den USA in Baltimore, Harlem oder Oakland aufgenommen worden sein. Der ehemalige Black-Panther-Anführer Huey P. Newton besuchte 1980 Syrien, Libanon und das Westjordanland. Im Jahr 2016 schloss sich der ehemalige Kulturminister der Partei, Emory Douglas, einer 19köpfigen Delegation an, die nach Palästina reiste, um ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk und seinem Kampf um nationale Befreiung zu bekunden. Douglas arbeitete auch mit palästinensischen Künstlern zusammen, um neue Kunstwerke des Widerstands zu schaffen.

Die von Greg Thomas kuratierte Ausstellung in Gaza trug übrigens den Titel »George Jackson in der Sonne Palästinas«.

Übersetzung: Jürgen Heiser

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